4/61 Mauern-Positiv-Negativ und Weg
Für 4/61: Mauern-Positiv-Negativ und Weg verwendet Kurt Kren Dias also photographische Flächen, die verschiedene Oberflächen alten Mauerwerks zeigen, in dem die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat. Kren staffelt das Positiv und das Negativ der Aufnahmen in schneller Reihenfolge hintereinander, sodaß in dieser Kombination "zweier Augen6quot; eine reliefartige, bewegte Struktur entsteht. Ein rätselhaftes, zwittriges Bild manifestiert sich vor unseren Augen, das sich mit allen möglichen mythologischen Konnotationen umgibt. Was ist zu sehen? Sind es geheime, magische Abbildungen, die wir nicht entschlüsseln können, sind es kultische Höhlenmalereien oder Landschaftsbilder aus der Vogelschau, womöglich Satellitenaufnahmen eines fernen Planeten oder mikroskopische Untersuchungen des Turiner Grabtuchs? Als gleichbleibendes Thema in diesem Rondo taucht immer wieder die flächige Aufnahme einer Parklandschaft auf, die erst über die emsigen zeitgerafften Bewegungen der Menschen im Park zum Raum wird. So formuliert Mauern ganz unspektakulär die These, nach der es zuallererst die Bewegung ist, die den Raum entstehen, bedeutsam und bewohnbar werden läßt.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)