Pawel und Wawel
Pawel und Wawel versammelt eigenwillige Bilder und Sounds einer Reise durch Island, die sich zwischen dokumentarischer Geste und performativer Strategie positionieren. Ausgangspunkt und Anker dieses Genre überschreitenden Diary Films, Roadmovies, Dokumentarfilmprojekts ist das von Krzystof Kaczmarek initiierte Filmfestival „What`s the difference between Pawel and Wawel,“ das mehr oder weniger erfolglos mit polnischen Klassikern über die Insel tourt.
Verklammert mit einem Soundarrangement aus Operngesang, Heavy-Metal, musizierenden Karmeliternonnen, Beatboxern, dem jaulenden Hund-Mann-Duett des Museums für Knochen, Stöcke und Steine sowie Variationen eines verworrenen Synthie-Leitmotivs montiert Kaczmarek tagebuchartig angeordnete Aufnahmen seiner gesammelten Eindrücke. Der Fokus liegt dabei auf den skurrilen und absurden Aspekten der Begegnungen, andererseits geraten die Konstruktionsverhältnisse von Landschaft und Identität sowie der touristische Blick selbst zum Thema. Menschen, Städte und endlose Autofahrten durch archaische Landschaften treffen auf atmosphärische Traumsequenzen. Die Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten eines Festivals steht im Raum: Filmzitate, Verweise und Reenactments des gezeigten Filmprogramms nehmen lakonisch Bezug auf das Scheitern der einzelnen Stationen seines Projekts. Präzise formiert sich ein (selbst)ironischer Blickwinkel auf das Inszenierte im Realen. In den Kollisionen von Bild, Ton, Text und Artefakt, die in diesem Dazwischen die Herstellung von Bedeutung verunsichern, kippen Narration und Logik fast jeder Szene und torpedieren so die emotionale, poetisch-romantische Dimension der Filmbilder. Dabei scheint nichts klarer in dieser widerspenstigen Filmsprache als die scharfe Perspektive auf das Filmbild selbst.
(Kathrin Wojtowicz)
Pawel I Wawel
2014
Polen, Österreich
63 min