Zlaté Piesky Rocket Launch
Das Große, Systemische, mit dem Kleinen, Singulären, zu brechen und umgekehrt – dieses Prinzip kommt in Josef Dabernigs Kunst immer wieder zum Tragen. So auch in dem Film Zlaté Piesky Rocket Launch, den man insgesamt als Allegorie auf den (nicht tot zu kriegenden) Bipolarismus der Welt lesen kann. Groß und Klein werden zunächst verkörpert von einem Elternpaar (gespielt von Dabernigs Sohn und Tochter) und zwei kleinen Buben (einer davon Dabernigs Enkel), die in ein verlassenes wirkendes, etwas in die Jahre gekommenes Parkhotel namens Flóra („gespielt“ von der gleichnamigen Anlage im Bratislavaer Erholungsgebiet Zlaté Piesky) einchecken. Ganz dem augenzwinkernden Familienprinzip seiner Filme verpflichtet, steht Dabernig selbst hinter der Rezeption und lässt sich mit outrierender Gestik vom sanften Kriegsspiel der Kinder schocken. Doch der Krieg, zumal der „kalte“, oder was an Reminiszenz an ihn noch übrig ist, nimmt in der darauf folgenden Parallelmontage höchst unerwartete Züge an. Während die Erwachsenen im spartanischen Hotelzimmer wortlos ihre Laptops anwerfen und Vorkehrungen für einen simulierten Raketenstart treffen, tollen die Buben ziellos im weitläufigen Hotelpark herum. Gekleidet wie Astro- bzw. Kosmonauten hantieren sie mit selbstgebastelten Raketen und Flugkörpern. Immer wider fährt der Kamerablick dabei suchend gen Himmel. Dazu ertönen, gleichfalls parallel montiert, zwei erdige Stücke der Kattowitzer HipHop-Formation Kaliber 44, eins den Großen, eins den Kleinen zugeordnet. Nur einmal verbindet ein Schwenk Innen- und Außenraum, und während das analoge Kinderspiel unter einem raketenähnlichen Riesenschlot im Freien endet, verlieren sich die Großen im digitalen Orbit der (auf den Bildschirmen ablaufenden) Weltraummission. Derweil bleepen die elektronischen Sci-Fi-Töne munter weiter. Die Brechung zweier auseinanderfallender und doch miteinander verlinkter Sphären, sie könnte spannungsvoller nicht sein. (Christian Höller)
Zlaté Piesky Rocket Launch
2015
Österreich
10 min