Of Stains, Scrap and Tires
Mit der Sprengung einer Erzberg-Felswand setzt dieser Film ein – und mit einem Brecht-Gedicht aus der Zeit zwischen den Kriegen, das über die enge Verbindung zwischen der steirischen Automobil- und der Rüstungsindustrie nachdenkt. Zwei lange Fahrten durch graues Land werden folgen, während sanfte Männerstimmen aus dem Off telefonisch Geschäfte in die Wege zu leiten versuchen. Of Stains, Scrap & Tires ist eine ruhige dokumentarische Miniatur, die das Auto-Exportbusiness dreier junger Nigerianer in der Erzbergregion als Assoziations-Ausgangspunkt wählt, um Grundsätzlicheres zu Erster und Dritter Welt, zu Bewegung und Stillstand, Wirtschaft, Raum und Freizeit zu formulieren. Regisseur Sebastian Brameshuber demonstriert seinen Sinn für plastische Stillleben und feine Bewegtbildkompositionen: Autoreifen springen durch die Garage, als verfügten sie über ein Eigenleben, und die Männer leisten an den Autowracks, die sie im Ganzen oder filetiert nach Afrika weiterverkaufen, physische Arbeit. Brameshuber deutet ökonomische Zusammenhänge und Abläufe nur an, interessiert sich ebenso sehr für die malerischen Spuren von Rost und Farbe, für das Innenleben der Motoren und den Anblick der aufeinander gestapelten Container, in denen die Autos verschifft werden. Das Akustische ist dem Visuellen in dieser Inszenierung ebenbürtig; im Off nimmt ein kleines Hörstück des Werkzeugeinsatzes, der summenden Motoren und der knatternden Paintball-Gewehre Gestalt an. Die Genauigkeit der Form hält die narrative Offenheit in Schach, die pointierte Montage liefert Impressionen, Fragmente eines sehr speziellen Arbeitsalltags, gewährt keinen Überblick, protokolliert lieber kühl das Zusammenspiel von Körpern und Maschinen, bleibt nah an den Garagendetails, an Gabelstaplern und Lackspritzern, an Gummi- und Felgenhalden. (Stefan Grissemann)
VIS - Award 2015, Begründung der Jury (Preis (Auszeichnung))
Of Stains, Scrap and Tires
2014
Österreich, Frankreich
19 min
Dokumentarfilm, Kurzfilm
Deutsch, Englisch
Englisch