Wienfilm 1896-1976
In zwei Stunden wurde der Komplex Wien: Zivilisation Avantgarde mit allen Mitteln des modernen "Mise en scene" aufgebrochen und ebenso gewaltsam wie zart parodistisch montiert. Zustande kam eine Anthologie, ein kurzweiliges Bilderbuch mit verwirrender Paginierung... eine Collage als virtuoses Bewußtseinsdokument Ende der siebziger Jahre. (Karl Baratte-Dragono, "Galerie Spiegel" Nr. 29/März 1977)
Einer der in sich geschlossenesten, auskalkuliertesten Avantgarde-streifen der Wiener Neufilmer. Selbst wer den Langfilm allein unter dem Aspekt formal-filmtechnischer Möglichkeiten und Ideen anschaut, kommt auf seine Kosten... Im Resumée-Stil betreibt Ernst Schmidt jr. im Gewande ästhetischer Geschichten eine Lektion politischer Geschichte aus der Perspektive der Gegenwart, das heißt im Zeitpunkt der Filmaufnahmen, wo eine Live-Handlung mit Wochenschausequenzen verschränkt wird. (Siegmar Gassert, "Basler Zeitung", 16.6.1980)
Dieser Film ist eine Art Anthologie über Wien seit der Erfindung des Films bis zur Gegenwart. Das Klischee des üblichen Wienbildes³ (wie etwa im Winer Film³) soll durchbrochen werden durch die Gegenüberstellung von dokumentarischen Materials, neu gedrehter Szenen und subjektiver, von verschiedenen Künstlern entworfener Sequenzen. (E.S.jr)
Ernst Schmidt jr. kehrte mit seinem Wienfilm 1896-1976 zu konventionelleren Formen des Dokumentarfilms zurück. Dokumentarist war Schmidt jr. in seiner extrem gebrochenen Form immer gewesen; und ähnlich wie Ferry Radax hielt auch Schmidt immer engen Kontakt zu Künstlern anderer Sparten und ließ deren Arbeit in die eigenen Filme einfließen. Im zweistündigen Wienfilm führte er sie alle zusammen. Entstanden ist ein Kaleidoskop, das von den ersten Wienaufnahmen der Lumieres bis zu höchst wienerischen Live-Performances und Auftritten vor der Kamera - Pahdi Frieberger, Hermann Schürrer, Joe Berger, Peter Weibel und vieler, vieler anderer - reicht. (Peter Tscherkassky)