Olya's Love
Ein zärtliches Erwachen. Die junge Galiya ist auf dem Sofa eingeschlafen, erst das Lachen einer Frauenstimme und eine liebevolle Berührung lassen sie die Augen aufschlagen. Nun stehen Galiya und Olya vor dem Kleiderschrank in ihrer kleinen Moskauer Wohnung und überlegen, was sie bei der Kundgebung anziehen sollen, zu der sie gleich aufbrechen werden. Seit zwei Jahren sind Olya und Galiya ein Paar, bekennen sich offen zu ihrer Liebe und nehmen regelmäßig an Protestmärschen und Versammlungen gegen die Gesetze der russischen Justiz gegen Homosexuelle teil. Während sich die aus dem Ural stammende Galiya dabei eher im Hintergrund hält, ist die Moskauerin Olya nicht nur in der Liebesbeziehung die treibende Kraft: Olya ist aktives Mitglied der LGBT-Bewegung, hält Reden, organisiert Veranstaltungen – und möchte ihre Liebe zu Galiya mit einem gemeinsamen Kind unter Beweis stellen.
In seiner dokumentarischen Momentaufnahme Olya's Love begleitet Kirill Sakharnov seine beiden Protagonistinnen in der Folge durch ihren Alltag, der vornehmlich vom Geschehen auf den Straßen Moskaus und von Gesprächen zuhause bestimmt wird. Was diesen Film dabei vor allem auszeichnet, ist seine kluge Verschränkung von Privatem und Öffentlichem vor dem Hintergrund eines restriktiven gesellschaftlichen Systems: Wie weit sind die Freiheiten, für die man täglich kämpft, auch in der eigenen Beziehung möglich? Wenn die kämpferische Olya während einer Demonstration auf einen schweigenden Polizisten einredet, dann scheint ihre Stimme zwar am Staatsapparat Putins abzuprallen, aber sie verschafft ihr Gehör. Und sie weiß, dass für den Weg zur echten Demokratie als auch zum eigenen Glück buchstäblich jeder Schritt zählt.
Olya's Love ist ein intimer Film, der die Großaufnahme dem großen Überblick vorzieht. Ein Film, der das Tempo seiner Protagonistinnen mitgeht, ihnen auch mal die Kamera überlässt, der schnell agiert, um zu reagieren. Vor allem aber ein Film über die Liebe in Zeiten des Widerstands. (Michael Pekler)
Olya's Love
2014
Österreich, Russland
68 min