sexy
Die Rahmenhandlung von sexy wird durch einen riesigen Flachbildfernseher abgesteckt. Darin läuft das Musikvideo „We Can´t Stop“ von Megapopstar Miley Cyrus, das von der Künstlerin Kurdwin Ayub beäugt, kopiert und letztlich auch interpretiert wird. Wie die Sängerin räkelt sie sich im engen bauchfreien Fitness-Outfit, deutet Kopulationsbewegungen auf dem Leintuch an, wackelt mal mit dem Hintern. Die Amateurin und der Profi im Bild verkörpern den jugendlichen Vamp.
Die beiden Frauen sind in sexy mit der lockeren Selbstermächtigung ihres Körpers beschäftigt. Nur die Utensilien zum Weltstar hat Kurdwin Ayubs Protagonistin keine: keine schwarzen Rapper, keine saudünnen Models, die coole Tomboys sein wollen, multiplizieren ihre Attraktivität. Sie kratzt sich am Kopf und sinniert Kaugummi kauend über ihre Choreografie, wie sie sich souverän in sexy „Kapital“ verwandeln könnte. Sie wrestelt nicht wie Cyrus mit überdimensionalen Plüschbären oder der tollen Freundinnen-Clique am Screen nebenan. Sie ringt unsicher minimalistisch mit dem (kommerzialisierten) Klischee eines erotischen Role Model. Dort wo Miley Cyrus ihren Reiz als natürliches Lebensgefühl verkauft, plagt Kurdwin Ayubs Alter Ego der Zweifel an der Inbrunst sich selbst auszustellen.
Mit ihrer Arbeit sexy sprengt die Künstlerin simpel, lustvoll und komisch unsere Vorstellung, weibliche Authentizität ließe sich medial ungebrochen transportieren. Ob sexy auf den ersten Blick ein ad hoc erstellter You-tube-Clip, eine ärmlich anmutende Parodie oder gar feministische Videodokumentation einer lapidaren Spontan-Performance ist? Keine Ahnung. Fest steht, dass die pseudo-intimen Settings von Kurdwin Ayub am Schubladendenken des Betrachters rütteln. Ihre künstlerische Spielwiese gerät hier mit einer seltsamen Leichtigkeit zur irritierenden Dekonstruktion von strategisch eingesetzten Ästhetiken.
(Petra Erdmann)
sexy
2013
Österreich
3 min