Ma peau précieuse

Üblicherweise sind sie hyperperfekt: Die Bilder und Welten, in denen Anti-Aging Produkte auftauchen. Kein Körnchen beeinträchtigt die Qualität der Bilder und auch die Gesichter der dafür werbenden Frauen sind meist überraschend glatt.
In Ma peau précieuse von Friedl vom Gröller lassen dagegen schon die ersten, körnigen Bilder erahnen, dass man hier ganz woanders gelandet ist: Der Schwarzweiß-Film beginnt mit einem wackeligen Schwenk über Bäume, Wiesen und ein Landhaus, bevor die Kamera abwechselnd auf zwei am Gartentisch sitzenden Frauen ruht.
Es folgt ein Schnitt und die Aufnahme unzähliger Kosmetikprodukte, die die Protagonistin Dian Turnheim im Badezimmer angehäuft hat: Tonique Douceur, Anti-Aging Visage, Eye Contour Gel oder auch 50+ steht auf den Tuben, Döschen und Tiegeln, die sie anschließend auch zur Anwendung bringt. Sichtlich routiniert werden die Cremes, Lotions und Serums auf das Gesicht, Hals und Dekolleté aufgetragen und rund um die Augen mit den Fingerkuppen vorsichtig eingeklopft.

Friedl vom Gröller geht mit der Kamera nahe heran an jede Falte und produziert sehr intime Situationen, wenn sie ihre Protagonistin beim Eincremen ihres Gesichts, der Beine und Füße filmt. Unter freiem Himmel werden dann noch Haut und Haare vor der Sonne geschützt, bevor der weite Blick auf das Meer eine Ablösung von der Konzentration auf die unterschiedlichen Körperpartien bringt.
Befreiend wirkt aber nicht nur die Weite des Blicks, sondern auch ein genussvolles Bad, bei dem man sich die zuvor sorgfältig aufgetragenen Cremes wieder fröhlich vom Körper wäscht.
Trotz dieser humorvollen (selbst-)ironischen Wende und einem wissenden Augenzwinkern am Ende wird in der charmanten Miniatur aber an keiner Stelle geleugnet, dass man der Kosmetikindustrie und deren Versprechen vom Altern in Schönheit nicht auch in dieser Welt komplett erlegen ist.

(Christa Benzer)


Zeigt dieser Film das Geschäft der Kosmetikbranche mit der Verunsicherung der reifen Frau oder Körperpflege als Kulturleistung?
In einem gepflegten garten vor gepflegter Architektur unterhalten sich gutaussehende gepflegte Freundinnen. Die nächste Einstellung zeigt die intimität eines Badezimmers und man wird Zeuge des jahrtausendalten Rituals der Erhaltung der Feuchtigkeit der Haut. Dreizehn kostspielige Präparate werden von der Protagonistin auf verschiedene ganz kleine, kleinere und größere Körperflächen aufgetragen, ehe sie sich der feindlichen Sonnenbestrahlung und dem Meerwasser aussetzen, indem sie schwimmen geht. Ist alles umsonst gewesen?
In der letzten Einstellung, dem Nachspann, blitzen ihr Intelligenz, Selbsterkenntnis und Humor aus den Augen und führen zu einem fröhlichen Ende.

(Friedl vom Gröller)

Orig. Titel
Ma peau précieuse
Jahr
2013
Land
Österreich
Länge
3 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
kein Ton
Downloads
Credits
Regie
Friedl vom Gröller
Konzept & Realisation
Friedl vom Gröller
Mit Unterstützung von
Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stumm
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2014
Berlin - Int. Filmfestspiele Berlinale - Forum Expanded
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films