Korpus Grotesk
Korpus Grotesk
Bei der Schriftentwicklung Korpus Grotesk ging es um die Schnittstellen, im speziellen um diejenigen der Photosatzesbelichtungstechnik. Ungenauigkeiten und Unschärfen bei der Belichtung von Film und Druckplatte wie deren Lichtüberstrahlung treten diskret in Erscheinung, relativieren den Schriftkörper und prägen den Charakter des Schriftentwurfs.
Die filmische Arbeit Korpus Grotesk bedient sich dieser Übertragungsform, benutzt den Film als ihren Transporteur sowie das Licht zur Abbildung und wird so gleichermassen auch zu einer eigenwilligen Hommage an die kinematografische Wiedergabetechnik.
Das Auge funktioniert so präzise, dass ein einzelner Filmkader gelesen werden kann. Wird jedoch der Inhalt in seiner Bildabfolge zu unterschiedlich, stossen wir an die Grenze der Wahrnehmung des tatsächlich Projizierten. Das auf die einzelnen Kader verteilte Alphabet kann hier nur vermutet werden, seiner Wiedergabe muss vertraut werden. Die 25 Bilder pro Sekunde werden zur visuellen Herausforderung. Ausserdem verliert das gesprochene Alphabet komprimiert auf eine Sekunde seine Kontur. Die Geschichte bleibt dennoch vollständig; es wird interpretiert, was die Schönheit des Films ausmacht – nicht alles muss erfasst beziehungsweise gezeigt werden, die Ergänzungen vollziehen wir im Kopf.
Film ist Imagination einerseits und basiert auf dem Prinzip der Kinetik andererseits. Daraus lassen sich gut poetisch-apparative Arbeiten entwickeln, die sowohl auf die eine Ausrichtung (die metaphysische) wie auf die andere (mechanische) referieren.
Nik Thoenen
Korpus Grotesk
2013
Österreich
0 min 23 sek