humming, fast and slow
humming, fast and slow
Der Trip, und als solcher erweist sich humming, fast and slow entschiedenermaßen, beginnt mit einem grauweißen Flackern. Dazu ein hochfrequenter Ton, der gleichfalls intensiv pulsiert. Die Leinwand teilt sich, dann nochmals und nochmals, bis das Bild – in changierende Streifen gegliedert – immer mehr in flirrender Dynamik aufgeht. Andere hochfrequente Töne lagern sich über die bereits hörbaren oder lösen diese ab, während aus dem flackernden Grau Farben zutage treten – erst nur in Spuren, dann immer dominanter und knalliger. Rot, Gelb, Blau, dazu Schwarz und Weiß, so wie sie die Farbpalette jedes Bildschirms aufbauen, aber in solch heftigem und abrupten Wechsel, dass nur selten eindeutige Farbwerte erkennbar sind. Schließlich beginnen Krümmungen in die bis dahin strenge Geometrie einzufallen – dergestalt, dass die zuvor noch bildstrukturierenden Balken in geschwungene, flächige Muster übergehen. Regenbogenartige Farbschwaden, ohne Innen, ohne Außen – uneingeschränkte Immanenz, wie man sagen könnte, bis auch sie zu implodieren anfangen und ihr digitales Substrat sichtbar wird. Diese „Dream Machine“, getrieben von der mehrfach wechselnden, an- und abschwellenden granularen Hochfrequenz, löst sich auf in einen pointilistischen Farbpunkt-Taumel. Mit der Folge, dass nicht nur Oben und Unten, Links und Rechts, Außen und Innen richtiggehend durcheinandergewirbelt werden, sondern, zu guter Letzt, auch Vorne und Hinten verschwimmen. Das Bild, das nur noch – von Linien getragene – Bewegung ist, beginnt den Schirm bzw. die Leinwand zu verlassen und schwebt irgendwo in der dritten, vierten, fünften Dimension – dem Irr-Sinn der Wahrnehmung scheint keine Grenze mehr gesetzt. Kein Wunder, dass sich gegen Ende die inzwischen düster gewordenen Nebel wieder lichten und einer kristallinen, äußerst feinkörnigen Struktur weichen, die schließlich in das Anfangsgrau mündet. Als wäre alles nur ein unfassbar flüchtiger Traum gewesen, den wir erst im Nachhinein – langsam – zu begreifen lernen.
(Christian Höller)
Im Zeitalter der medialen Überflutung kritisiert Rainer Kohlberger die manipulative Funktion digitaler, realitätsnachahmender Bilder. Als Kontrast setzt er den gewohnten Wahrnehmungsmustern seines Publikums abstrakte Formgebungen entgegen.
Die im Wiener MAK zu sehende audiovisuelle Arbeit Humming, Fast and Slow entwickelte er eigens für das sound:frame Festival 2012. Die Projektion zeigt algorithmisch generierte, abstrakte Bildwelten, die einen hohen Grad an Immersion, ein völliges Eintauchen in den Raum, ermöglichen. Die Sehgewohnheiten der Betrachter und Betrachterinnen werden herausgefordert, wenn in einem Spiel aus Unschärfe und wabernden Flächen es allmählich unmöglich wird, den Blick zu fokussieren. Die projizierten Flächen und Bitmuster befinden sich in ständiger Modulation. Das eigene Wahrnehmungsfeld wird irritiert.
Humming, Fast and Slow wirkt subtil in seiner Detailform, und zugleich energetisch-puristisch in seiner räumlichen Erfahrung. In einer Fusion von Abstraktion und Digitalem kreiert Rainer Kohlberger seine unverkennbare Bildästhetik. Das konstante Driften von Formen wird mit nuancierten Bewegungen im Sound assoziiert – ein Wechselspiel aus Ton und digitaler Grafik.
(Boris Kostadinov)
Im Algorithmuswirbel verloren. In kaum merklichen Nuancen und mit hochfrequentem Soundklirren assoziiert erfolgen visuelle Verschiebungen von Bildflimmern. Der zunehmende Geschwindigkeitsrausch verunmöglicht jeglichen Fokus auf Einzelmotive: Das Digitale scheint eine neue Ästhetik zu kreieren, ja sogar zu bedingen. Immer tiefer dringt der in Unschärfen getränkte Blick in die Faserung der abstrakten Bildwelt vor – von wo aus die Rückkehr undenkbar scheint.
(Diagonale Katalog 2013)
Rainer Kohlberger schält aus der weißen Leinwand das ihr zugrunde liegende Farbspektrum heraus. Das Ergebnis ist ein optisches Kammerflimmern zwischen gleißend blendendem Licht und ein- und zweidimensionalen Rauschsignalen, begleitet von einem ebenso kompromisslosen elektroakustischen Frequenzritt.
(Daniela Derntl, FM4)
humming, fast and slow
2013
Österreich, Deutschland
9 min