Praxis 12 - 12 Szenen (82-93)
82: Objektiv
83: Camourflage
84: Hello Dan Graham
85: Kein Hut/No Hat
86: Harmannsdorf
87: Hose/Trousers
88: Turm/Tower
89: Grafenegg
90: Visite/Ward Round
91: Schwarzensee
92: Waxenbergwald/Waxenberg Forest
93: Hallo Jesus
Aus undurchdringlichem Schwarz tauchen fast alle Bilder auf, aus denen Praxis 12 gemacht ist. Aber schon in dem lichtlosen Raum, aus dem sie kommen, ereignet sich Mysteriöses. Es dröhnt, klappert und schabt, es hallt und läutet, ohne dass sich ergründen ließe, wer oder was da aus welchen Gründen zugange sein könnte. Seit 2007 arbeitet Dietmar Brehm an seiner Praxis-Serie, einer Folge kurzer Szenen, verschobener Wahrnehmungen und fremdartiger Assoziationen: digitaler Minimalismus in giftfarbener Pracht. Die Szenen 82 bis 93, die den zwölften Praxis-Teil ergeben, stammen aus den Jahren 2010 und 2011; anders als in früheren Eintragungen greift Brehm hier nicht mehr auf ältere Filmfragmente zurück.
Als einsamer Narziss stellt sich der Künstler gern dem lakonischen Blick seiner Kamera; schon in der ersten Szene schraubt Brehm, in grünem Kunstlicht, mit scharf-unscharfem Gesicht am Objektiv seines HDV-Aufzeichnungsgeräts. Später inszeniert er sich in den Spiegeln und Monitoren einer Videokunstausstellung als vervielfältigtes, gebrochenes Phantom. Brehm ist ein Praktiker der Entwirklichung: Er verzerrt und invertiert die Bilder, die sich ihm bieten, er färbt Efeu ultramarinblau und präpariert eine Ansicht des Schwarzensees in falschem Naturalismus. Unterwegs mutet Brehm alten Gemäuern neue Sichtweisen zu. Er zeichnet traumatisierende Stimmungen in ein Barockschloss, zeigt aber auch das beschauliche Bild eines Schlossturms in leise bewegter Wasseroberfläche – und noch einmal sich selbst vor einer Burgruine im Positiv-Negativ-Wechselbild, als hätte ein in der Wachau gelandetes Alien das Bauwerk ins Auge gefasst.
(Stefan Grissemann)
Praxis 12 - 12 Szenen (82-93)
2012
Österreich
20 min 33 sek