WIEN RETOUR
Franz West (1909-85) erinnert sich an seine Jugend in Wien: an die vielfältige jüdische Bevölkerung der Mazzesinsel, an sein Engagement in der Arbeiterbewegung des Roten Wien und an den Aufstieg von Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Seine meisterhafte Erzählung und das eindrückliche Archivmaterial verdeutlichen Zusammenhänge in der österreichischen Geschichte der Zwischenkriegszeit.
Weitere Texte
PETER TURRINI, Faszination und Irritation (Artikel)
Der Film WIEN RETOUR hat mich fasziniert, warum? In der Regel habe ich mit der Praxis des dokumentarischen Films, wie sie bei uns geübt und eingeübt wird, wenig Freude. Ich glaube nicht an die Liebe des Dokumentaristen für sein Thema, wenn ich nur tolle Bilder sehe, die das Dokumentierte „filmisch aufbereiten“, Zeugen höre, die das Besondere bezeugen, Dokumente sehe, die das Authentische beweisen ...
Ruth Beckermann und Josef Aichholzer haben mit WIEN RETOUR dem Dokumentarfilm seine größte Möglichkeit wiedergegeben: Sie stellen einen Menschen, Franz West, in den Mittelpunkt ihres Films, einen jüdischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Man hört ohne besondere filmische und dokumentarische Aufbereitung das Schicksal dieses Menschen und sieht doch das Schicksal ganz Österreichs vor sich. Dieser Film stellt Ansprüche, besonders zu Beginn, weil er die gestörten Sehweisen, die Gier nach schneller Abwechslung nicht einlöst, aber je länger man ihn sieht, desto mehr beschenkt er den Betrachter: Noch nie habe ich einen Dokumentarfilm gesehen, bei dem ich den Zusammenhang zwischen Mensch und Geschichte so tief empfunden habe.
Ein Mensch wie Franz West hat in Österreich wenig Öffentlichkeit. Sein Leben lässt sich mit medialen Schlagworten nicht fassen, dafür ist es zu reich. Sein Tun lässt sich nicht an einer Tat vorführen, dafür hat er zuviel getan. Seine Anschauungen sind nicht in private und öffentliche zerfallen. Sein Mut ist kein spektakulärer, aber ein kontinuierlicher. Sein Humor gefriert nicht in schnellen kolportierbaren Bonmots, er erwärmt ein ganzes kämpferisches Leben.“
PETER TURRINI, Faszination und Irritation, profil, November 1983
Ruth Beckermann und Josef Aichholzer haben mit WIEN RETOUR dem Dokumentarfilm seine größte Möglichkeit wiedergegeben: Sie stellen einen Menschen, Franz West, in den Mittelpunkt ihres Films, einen jüdischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Man hört ohne besondere filmische und dokumentarische Aufbereitung das Schicksal dieses Menschen und sieht doch das Schicksal ganz Österreichs vor sich. Dieser Film stellt Ansprüche, besonders zu Beginn, weil er die gestörten Sehweisen, die Gier nach schneller Abwechslung nicht einlöst, aber je länger man ihn sieht, desto mehr beschenkt er den Betrachter: Noch nie habe ich einen Dokumentarfilm gesehen, bei dem ich den Zusammenhang zwischen Mensch und Geschichte so tief empfunden habe.
Ein Mensch wie Franz West hat in Österreich wenig Öffentlichkeit. Sein Leben lässt sich mit medialen Schlagworten nicht fassen, dafür ist es zu reich. Sein Tun lässt sich nicht an einer Tat vorführen, dafür hat er zuviel getan. Seine Anschauungen sind nicht in private und öffentliche zerfallen. Sein Mut ist kein spektakulärer, aber ein kontinuierlicher. Sein Humor gefriert nicht in schnellen kolportierbaren Bonmots, er erwärmt ein ganzes kämpferisches Leben.“
PETER TURRINI, Faszination und Irritation, profil, November 1983
ETER TURRINI, Fascination and Irritation (Artikel)
The film RETURN TO VIENNA fascinated me. Why? Usually, I am not too pleased with the making of documentary films, as it is practiced and rehearsed in this country. It irritates me when documentaries surround the people or the subject they are trying to document with so many filmic ideas and documents that they become progressively more invisible. I do not buy the love of the documentary film-maker for his subject, if all I can see are amazing images that are trying to work the material up to a proper film, when I hear witnesses who attest to the special nature of things, when I see documents that are meant to affirm the authentic ... In RETURN TO VIENNA Ruth Beckermann and Josef Aichholzer have reestablished the greatest chance of documentary film: They put one man, Franz West, at the center of their film, a Jewish Social Democrat and a Communist. Without any special filmic and documentary preparation we find out about this man´s fate, while seeing the fate of the entire Austrian republic in front of our eyes. This film poses a challenge, especially at the beginning, because it does not fulfill the expectations of distorted ways of seeing, the greed for rapid changes, but the longer you are watching, the more you are rewarded: I have never seen a documentary where I experienced the connection between a person and history as deeply as here.
A man like Franz West has few chances for public appearances in Austria. His life cannot be captured with media slogans, it is too rich for that. His activities cannot be demonstrated with one act, he did too much for that. His ideas have not become divided into private and public ones. His courage is not spectacular, but rather continuous. His humor does not congeal to rapidly communicable sound-bites, it warms an entire activist life. It is a further merit of Ruth Beckermann and Joseph Aichholzer´s film, that it provides more publicity for the man Franz West.
PETER TURRINI, Fascination and Irritation, profil, November 1983
A man like Franz West has few chances for public appearances in Austria. His life cannot be captured with media slogans, it is too rich for that. His activities cannot be demonstrated with one act, he did too much for that. His ideas have not become divided into private and public ones. His courage is not spectacular, but rather continuous. His humor does not congeal to rapidly communicable sound-bites, it warms an entire activist life. It is a further merit of Ruth Beckermann and Joseph Aichholzer´s film, that it provides more publicity for the man Franz West.
PETER TURRINI, Fascination and Irritation, profil, November 1983
Orig. Titel
WIEN RETOUR
WIEN RETOUR
Jahr
1983
1983
Land
Österreich
Österreich
Länge
91 min
91 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Deutsch
Untertitel
Englisch, Französisch
Englisch, Französisch