Migration Standards
„Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der es selbstverständlich ist, dass alle Menschen die gleichen Rechte teilen.“ formulierte die Petition „Ausschluss Basta“ als Initiative von KulturarbeiterInnen, AktivistInnen und ForscherInnen anlässlich der 2010 kontroversiell geführten „Integrations“-Debatten in Österreich und Deutschland. In ihrer Videoarbeit Migration Standards greift Borjana Ventzislavova diese und auch andere migrationspolitische Forderungen auf. Sie werden aber nicht von den AkteurInnen selbst vorgebracht, sondern von vier Kindern und Jugendlichen, die nacheinander vor unterschiedlichen Kulissen ihre Statements an die Kamera richten. Auch die Settings sind irritierend: Wohlbekannte Ansichten von Wiener Sehenswürdigkeiten wie Schloss Schönbrunn und Parlament sind als Hintergrundmotive in und vor verschiedene (Un-)Orte wie eine Autobahn, Landschaften mit Bahngleisen oder einer darüber liegenden Flugschneise gestellt. Sie lassen sich als transitorische Räume beschreiben, die in erster Linie dem Zweck des Transports und der Mobilität dienen, von dem die jeweilige Akustik des dominierenden Autoverkehrs oder vorbeidonnernder Flugzeuge und Züge nachdrücklich zeugt. Potenziell sind ihnen damit auch migratorische Praktiken der Flucht und der illegalisierten Grenzüberschreitung eingeschrieben. In der befremdlichen Verdichtung dieser kontrastierenden Elemente ruft Ventzislavova widerstreitende Bilder, individuelle und kollektive Projektionen zum allgegenwärtigen Thema Migration auf. Die Stärke der Arbeit zeigt sich gerade darin, dass über die mehrfache Irritation und Brechung hinweg die Artikulation politischer Forderungen präsent bleibt. Deren Durchsetzung – so macht der Titel unmissverständlich klar – sollte längst gesellschaftliche Regel sein.
(Luisa Ziaja)
Migration Standards
2011
Österreich
5 min 20 sek