Chiles en Nogada
2009 ist Billy Roisz zusammen mit ihren Freunden und musikalischen Kollegen Angelica Castello, Burkhard Stangl und Dieter Kovacic nach Mexico gereist.
Ausgehend von Mexico City, über Michoacán zur Halbinsel Yucatán. Entstanden ist der Film Chiles en Nogada. Ein Reisefilm.
„Chiles en Nogada“ sind ein traditionelles mexikanisches Gericht. Die Farben des Gerichts sind die Farben der mexikanischen Flagge und damit seiner Geschichte: Rot, weiß, grün und umgekehrt. Es ist das Umgekehrte, das Andere, und die Reflexion desselben, das diesen Film von Billy Roisz und ihren Musikern ausmacht und besonders macht.
Ausgehend von der Musik, die vorbereitet auf das was kommen wird, beginnt, wenn aus Linien Räume und aus Farben Welten werden, sogleich der Eintritt in die visuelle Dimension. Das Chaos des Anfangs ist der Beginn der Reise. Über das Rot zum Rosa: die Bilder brennen sich in die Netzhaut ein: Mexico D.F., Hauptstadt, und eine der größten Metropolen der Welt. Es sind diese Bilder und visuellen Erlebnisse, diese zumeist kurzen Eindrücke, primär ohne Geschichte, die das Gerüst einer jeden Reise bilden. Die Geschichte erschließt sich erst über das Wiedererkennen, Erfassen. Kontextualisieren kann der Reisende nur, was er kennt und also wieder erkennt. Der Rest ist Sammlung. Billy Roisz sammelt und erfasst – erfasst das andere mit dem ihr ganz eigenen, künstlerischen System. Sie komponiert visuell und auditiv einen neuen eigenen Zugang zu dem ihr Fremden. Diese Komposition schenkt der Vielfalt die Freiheit. Dem Einzelnen wird die Notwendigkeit der Zuordnung erlassen, ohne dabei verloren im Ausmaß der Geschichte zu sein. Es sind die Standbilder, die der Reflexion den Moment schenken, um sich dann über die Bewegung dem Kontinuum der Zeit und Geschichte erneut zuzuwenden.
Aus dem urbanen Moloch geht es schließlich in das Außen. Der Himmel hängt tief über den Bergen. Die Freiheit ist ein Versprechen, das ohne die Entscheidung nicht möglich ist. Antonin Artaud und viele andere haben in Mexiko nach halluzinogenen Substanzen gesucht, um ihren Visionen Bilder zu schenken. Billy Roisz entzerrt das Bild und schafft mit einer Leichtigkeit und einer Lust an der Entscheidung den Übergang von der dritten zur vierten Dimension. Sie gibt dem Trip und der Reise einen Grund. Und Boden. Ganz einfach. Es sind die Linien und auditiven Wellen, die Zeichnungen und assoziativen Momente, die in Chiles en Nogada über die Transparenz das Andere zulassen. Transzendenz. Subjektive Wahrnehmung. Einziges Gesetz. Freiheit. (Maike Mia Höhne)
(Reise-)Erinnerungen sind subjektiv, zumeist romantisch und unvollständig. Chiles en Nogada wählt so gesehen eine ehrlichere Darstellung des Erlebten. Auf das Atmosphärische beschränkt, vermittelt sich das Reisetagebuch in abstraktem Flimmern. Nur vereinzelt blitzen konkrete, konsequenterweise beinahe klischeehafte Aufnahmen des Reiseziels auf: Das Bunte, die Weite, die Fauna ... Zu den filigran sägenden Noisekulissen von Angélica Castelló, dieb13 und Burkhard Stangl behalten die hypnotischen Störbilder die Oberhand. Es war einmal in Mexiko. (Diagonale 2011)
Chiles en Nogada
2011
Österreich
18 min