15. Mai 1966
Auch der 15. Mai 1966 lässt sich im weitesten Sinn noch als Dokumentarfilm interpretieren. Das Thema - eine Fahrt von Schwechat nach Wien am genannten Tag - ist allerdings schon ziemlich reduziert: kein Objekt der Darstellung, nur mehr ein Anlaß zum Filmen.
Den Anfang machen Negativaufnahmen von Menschen am Rand eines Felds, die sich scheinbar darauf vorbereiten, einen Film zu drehen. Dazu Hinweise wie "Ton ab! " und "Kamera läuft", "Achtung! ", die sich quer durch den Film wiederholen, als würde immer wieder ein Anlauf unternommen, endlich ordentlich anzufangen.
Zu sehen ist, was zu sehen war, wobei nicht einmal mehr versucht wird, Charakteristisches der Strecke nach Wien festzuhalten. Details verwaschener Reklamewände, die irgendwo sich hätten finden können, erregen Schmidts Interesse viel stärker. Und nachdem es Nacht geworden ist, bleiben nur mehr die Schlieren der bunten Neonlichter, über die seine Kamera wild drüberschwenkt.
(Peter Tscherkassky, Die rekonstruierte Kinematografie, in: Horwath/Ponger/Schlemmer (Hrsg.), Avantgardefilm Österreich)
15. Mai 1966
1966
Österreich
11 min