Lifeshow RMX

Männliches Balzritual oder cooles Posing? Beides und nichts davon. Junge Männer, anfangs adrett in weißen Hemden mit Hosenträgern - die sie bald darauf ablegen werden - tanzen zu den pumping Beats eines klassischen Housetrack, in dem eine weibliche, etwas verzerrte Stimme, sich ermächtigt, eine totgelaufene Beziehung zu beenden:" ... and I don´t hesitate to say it´s over, boy!" Bevor es jedoch "aus" ist, werden von den beiden verschiedene Posen vor einem zeitweise an Diskotheken und deren Lichtshows gemahnenden Hintergrund durchgespielt: sie springen einander mit vorgereckter Brust an, fahren sich cool durchs Haar, tanzen einfach zum Takt der Musik, verspritzen Schweiß und Champagner und lassen auch ein paar Mini-Feuerwerke hochgehen. Das sind keine unbekannten Rituale, die jedoch durch das Setting seltsam zwischen Bekanntheit und Irritation changieren. Ein ganz normaler Musikclip? Nur, wenn wir uns von dem perfekt auf die Musik abgestimmtem Schnitt und Framing täuschen lassen.
Denn die ausgestellten männlichen Körper erzählen etwas anderes: Sie sind nicht muskulös und gebräunt, sondern dünn, hühnerbrüstig, zu weiss, untrainiert, haben hängende Schultern und einen schlurfenden Gang. Doch haben auch sie ihren Platz in einer Subkultur, die den Jungenkörper an der Schwelle zum Erwachsenwerden zelebriert, sodass selbst Designer um die siebzig wieder in Röhrenjeans passen wollen. Diese Körper sind nicht bedrohlich, um sie muss man(n) sich nicht bemühen, sie hängen einfach nur rum. Abseits von Klischees der (Über)sexualisierung bestimmter Musikstile erzählen sie eher von der Mannigfaltigkeit eines möglichen Begehrens; oder den Nischen des Begehrens, das sich in verschiedensten Zeichen manifestieren kann: Denn was für den einen das Sixpack eines David Beckham, ist für die andere die schwarz gerahmte, strenge Brille, und was der einen die hautengen Tanktops, sind dem anderen einfach graue Uniform-Jodphurs. Mit Hosenträgern.

(Claudia Slanar)


Das Video Lifeshow RMX erinnert an einen MTV-tauglichen Musikclip. Vom Champagner nass gespritzte Männerkörper tanzen in feiernder GFleichgültigkeit zu einer abgeklärten, kühlen Housenummer
("channel f"). Seifenblasen fliegen durch die Luft, Neonfarbfelder blinken im Hintergrund, Knallkörper platzen. Das Kurzvideo verkehrt stereotyp vermittelte Genderrollen in ihr Gegenteil und ironisiert übersexualisierte Darstellungsweisen der Popbranche.

(Synes Elischka & Ulrich Kühn)

Orig. Titel
Lifeshow RMX
Jahr
2010
Land
Österreich
Länge
5 min
Kategorie
Performance
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Lifeshow RMX (Bild)
Lifeshow RMX (Bild)
Lifeshow RMX (Bild)
Credits
Regie
Synes Elischka, Ulrich Kühn
Verfügbare Formate
Digital Betacam (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2010
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
Bochum - Videofestival
Lissabon - Queerlisboa Lesbian & Gay Festival
2011
Dresden - Filmfest