Interrogation Room
Interrogation Room ( dt. Verhörraum ) thematisiert die Beobachtung und den versteckten Blick in der Psychiatrie. Das Setting mit dem semitransparenten Spiegel kommt im Kino mal als Verhörraum, mal als Spiegelzimmer oder Interview-Raum vor, und sowohl Psychiatrie als auch Kriminalistik teilen sich unter anderen Vorzeichen dieselbe räumliche Beobachtungssituation.
In diesem meist kahlen Zimmer wird entweder ein Befund oder ein Geständnis geschrieben, während ein unsichtbarer Dritter hinter einem semitransparenten Spiegel die Situation beobachtet.
Der Fokus meiner Arbeit liegt auf dem voyeuristischen Blick und der Konstruiertheit des Settings, in dem der Spiegel die Grenze zwischen Beobachtung und Überwachung verwischt.
In Österreich sind solche Räume im Zuge der gesetzlichen Psychiatriereform in den 70er Jahren abgeschafft worden, werden aber vereinzelt noch in der Familientherapie eingesetzt. Ähnlich dem Spiegel im Verhörraum ist die Leinwand eine Membran im schwarzen Raum des Kinos. Hier gibt es die Psychologie der Figuren, hier geht es darum die Geschichte des Patienten aus Bruchstücken, nach und nach zu erfahren, um sich am Ende ein Bild zu machen. Dieses Bild fügt sich für den Therapeuten schliesslich zu einer Diagnose zusammen, für den Zuschauer wird es zu einem filmischen Erlebnis.
(Dariusz Kowalski)
Mit Interrogation Room untersucht Dariusz Kowalski inwieweit Raeume, Blickregime und Machtstrukturen korrespondieren. Der Ausgangspunkt seiner Arbeit ist das raeumliche Setting eines aus Psychiatrie und Kriminalistik bestens vertrauten Spiegelzimmers bzw. Verhoerraums, das er auf drei Ebenen befragt: als Modell, als begehbare Installation und als Umsetzung im Medium Film.
Die verschiedenen Zugangsweisen analysieren eine ambivalente Situation im Uebergang von Beobachtung zu Ueberwachung. Gleichzeitig thematisiert Kowalski komplexe Fragen der Blickkonstruktion in Architektur und Film. Der Interrogation Room fungiert dabei auch als Set fuer den Film und stellt so eine Korrespondenz zwischen dem Ausstellungs- und dem Kinoraum her. Fuer die Diagonale 2009 entsteht außerdem ein Trailer, der ausschließlich im Kino zu sehen sein wird.
(Katrin R. Buchner)
2009 entsteht eine auf einer traumatischen, autobiografischen Erinnerung basierende Arbeit, in der erneut das Thema der Überwachung im Zentrum steht. Kowalski (re-)inszeniert eine Interviewsituation in einer psychiatrischen Anstalt. Ein junger Mann sitzt in einem kahlen Raum einer älteren Psychiaterin an einem Tisch gegenüber, die einen typischen, weissen Ärztemantel trägt. Einzig ein Spiegel hängt an einer der Wände, hinter dem sich für die Personen im Raum unsichtbar ein weiterer Beobachter befindet. Interrogation Room manifestiert sich im unterschiedlichen Ausformulierungen sowohl als Installation, als auch als single-channel-Video und in Kurzfassung als Trailer für das österreichische Filmfestival Diagonale.
(Norbert Pfaffenbichler, In: KOLIK FILM, Sonderheft 17/2012)
Interrogation Room
2009
Österreich
8 min