body trail
Walter Benjamin bemerkte einmal über den Fotografen Eugène Atget, seine Bilder vom menschenleeren Paris der Jahrhundertwende würden aussehen wie Schauplätze eines Verbrechens. Body Trail, die 8-minütige Schwarz-Weiß-Dokumentation einer Outdoor-Performance von Willi Dorner und Michael Palm, spielt genau mit diesem Gefühl: der Unheimlichkeit, die sich aus statischen langen Einstellungen auf leere Hauseingänge, heruntergerissene Plakatwände, nächtliche Parkanlagen und desolate Telefonzellen ergibt. Zuerst von Körpern keine Spur. Aber plötzlich ragt ein Bein aus der Telefonzelle, kugeln Menschenknäuel wie Abfallhaufen vor heruntergelassenen Geschäftsfassaden, türmen sich Körper neben Stadtbahnbögen, liegen scheinbar leblose Gestalten bäuchlings vor Garageneinfahrten. Zuerst suggerieren die hingeworfenen Körper tatsächlich Opfer urbanen Terrors. In schnellen Zwischenschnitten laufen Menschen durch das nächtliche Wien, deren Gesichter immer wieder in freeze frames festgehalten werden, als würde eine Überwachungskamera auf Beutesuche gehen. Doch was aussieht wie die Stadt als nächtlicher Verbrechensschauplatz, erweist sich als ein Szenenbild des Choreografen Willi Dorner, der eine Gruppe von TänzerInnen als menschliche Skulpturen in den urbanen Raum hineininszeniert. Aus den wirren Knäueln formieren sich plötzlich geordnete Körperstapel oder finden Hände und Füße wieder zu ganzen Gestalten zusammen. Dann wiederum liegen die KünstlerInnen in Reih und Glied auf dem Gehsteig, aneinandergekauert wie die Silberlöffelchen in der Bestecklade. Dorners vielschichtige Stadtintervention changiert zwischen surrealem Humor und düsteren Terrorvisionen; ihre dynamische, filmische Klarheit aber verdankt sie dem scharfen Schnitt und dem atmosphärisch genauen Sound von Michael Palm.
(Alexandra Seibel)
Der Körper ist das Werkzeug, um die Dimension von Raum wahrzunehmen. Indem wir den Körper in Bezug zu Raum und Architektur stellen, dient er nicht nur als Maß, sonder gibt dem Raum um ihn auch Bedeutung.
(Produktionsmitteilung)
Die experimentelle Schwarz-Weiß-Dokumentation einer Outdoor-Performance beginnt mit langen statischen Einstellungen auf leere Hauseingänge und nächtliche Parkanlagen. In schnellen Zwischenschnitten laufen Menschen durch das nächtliche Wien, deren Gesichter immer wieder in Standbildern festgehalten werden. Was auf den ersten Blick aussieht wie die Stadt als nächtlicher Verbrechensschauplatz, erweist sich als ein Szenenbild des Choreografen Willi Dorner, der eine Gruppe von TänzerInnen als menschliche Skulpturen in den urbanen Raum hinein inszeniert. Der Film zu Dorners vielschichtiger Stadtintervention verdankt seine Klarheit und Dynamik dem scharfen Schnitt und dem atmosphärisch präzisen Sound von Michael Palm.
(Crossing Europe Katalog)
body trail
2008
Österreich
8 min