Das ist sehr gut
Ein Sonnenuntergang ist nicht kitschig. Natur ist nie kitschig, Natur ist einfach da, liegt einfach herum, zeugt weder von Talent noch von keinem. Erst wenn Natur fotografiert oder gefilmt wird, vermag sie kitschig zu werden. Der Kitsch liegt im Auge des Betrachters.
In Jakub Vrbas Das ist sehr gut sieht man undeutlich jemanden, der uns, einen älplerischen Hut auf dem Kopf, den Rücken zugekehrt hat. Ein Projektor wird angeworfen, überlaut hört man ihn in der Folge arbeiten, er klingt wie ein Stromaggregat. Er wirft ebenfalls undeutliche Naturbilder auf den Jemand, vor allem aber auf eine Wand oder Leinwand vor ihm. Eine Waldidylle ist zu erkennen, ein Reh, ein Hirsch oder Ähnliches.
Ironisch-emphatisch kommentiert dieser Jemand das Geschehen: Oh, ist das schön!, Oh, das ist einfach nur schön!, Wahnsinnig schön!, nach Worten ringend, Traumhaft schön!, So schön!, Wunderwunderschön!, Ist das schööön! Je länger die Person versucht, seinen Gefühlen einen anderen als den mehr oder minder immer gleichen banalen Ausdruck zu geben, umso vergeblicher wird deren Bemühen. Es mangelt an Ausdruckskraft, so hat das, was gesagt wird, wenig Aussagekraft, umso kräftiger hämmert das Projektorgeräusch auf die Szenerie ein und techniziert die Natur.
Es gibt Naturfilme, die mit großem technischen Aufwand ein technikfeindliches, zivilisationsfeindliches, antiurbanes Weltbild propagieren. Zurück zur Natur! Vrba geht genau den entgegengesetzten Weg. Eskapismus ist seine Sache nicht. Sein Film ist nicht kitschig, das ist sehr gut.
(Bernhard Seiter)
Das ist sehr gut
2009
Österreich, Tschechien
4 min