La Mémoire des Enfants
La Mémoire des Enfants behandelt das Schicksal jüdischer Kinder unter dem Vichy-Regime und versucht zu ergründen, wie es (menschlich, gesetzlich und administrativ) möglich war, dass zwischen 1942 und 1944 auf Initiative der französischen Behörden mehr als 11.400 jüdische Kinder aus Frankreich nach Auschwitz deportiert wurden.
Serge und Beate Klarsfeld, Nazijäger, Historiker, Archivare und Aktivisten, präsentieren Materialien aus jahrzehntelanger Recherche, in denen minutiös jedes Einzelschicksal als historisches Faktum wie auch als menschliche Tragödie dokumentiert ist. Der Film führt die "Klarsfeld-Methode" konsequent weiter: keine bloßen Opferzahlen, sondern greifbare Schicksale werden präzise dokumentiert. In ruhigen, klar fasslichen Bildern, welche das Erinnern stützen sollen, schildert der Film die historischen Abläufe und Zusammenhänge.
Überlebende, die damals selbst Kinder oder Jugendliche waren, erzählen erstmals von ihrer Verhaftung und Deportation. Ihre politische Analyse weist dabei mit großer Vehemenz auf die Verantwortung des Vichy-Regimes hin. Darüber hinaus erinnert Serge Klarsfeld daran, dass österreichische Nazis massiv an der Durchführung der "Endlösung" in Frankreich beteiligt gewesen sind.
(Hannes Gellner, Thomas Draschan)
Diese Kinder hatten sich mühelos in die französische Gesellschaft integriert, ehe sie zu Tausenden deportiert und ermordet wurden. Die Stärke des Films von Hannes Gellner und Thomas Draschan ist es, diesen Moment des Bruchs spürbar zu machen: die Stigmatisierung durch den Davidstern, die Festnahme, die Lager auf französischem Boden: Drancy, Gurs, Pithiviers und Rivesaltes, dann die Deportation Richtung Auschwitz.
(Jérôme Segal)
La Mémoire des Enfants beginnt mit dem Blick auf eine Straße in Paris, heute: Das Leben fließt und die Sonne scheint. Es ist zunächst eine anonyme Straße, die aber, indem sie durch das Foto eines Kindes abgelöst wird, aus ihrer Anonymität und Beliebigkeit herausgerissen wird. Ein Sprecher aus dem Off verliest die Personalien des Kindes, das während der deutschen Besatzung nach Auschwitz deportiert wurde. Hier hat es gewohnt. So hat es ausgesehen. Es war eines von insgesamt 11.400 jüdischen Kindern, die zwischen 1942 und 1944 von Frankreich nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurden.
Den Geschichten dieser - sowohl aus den besetzen Gebieten wie auch aus Vichy-Frankreich - deportierten Kindern geht La Mémoire des Enfants nach und bewegt sich dabei entlang der von Beate und Serge Klarsfeld erstellten Dokumentationen der einzelnen Schicksale. ZeitzeugInnen, HistorikerInnen und Beate und Serge Klarsfeld selbst kommen im Laufe des Films zu Wort. Es entsteht ein Raum, in dem die ausgelöscht Geglaubten der Erinnerung zurück gegeben werden, in ihren Fotografien, aber mehr noch durch ihre schriftlichen Zeugnisse. So sind etwa Briefe eines Buben an seinen Vater erhalten, in denen er knapp, jedoch detailliert schildert, wie er gemeinsam mit Mutter und Bruder im Lager Pithiviers inhaftiert wird; oder auch das Protokoll der Aussage einer Betreuerin im Lager Drancy, die den Zustand der tausenden, in Viehwägen transportierten, von den Eltern getrennten Kindern beschreibt. In den Bildern, in den Stimmen liegt Stille - zu ermessen, wie es war, ist immer noch und immer wieder unmöglich. 2001 wurde der Österreicher Alois Brunner als letzter Nazi-Verbrecher in Frankreich zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Serge Klarsfeld, der selbst als Kind in Nizza Zeuge der Verschleppung seines Vaters wurde, sagt, wir haben es beendet. Aber Brunner ist bis heute unauffindbar …
(Sylvia Szely)
Remembering the Children von Sylvia Szely (dt)
Den Geschichten dieser sowohl aus den besetzen Gebieten wie auch aus Vichy-Frankreich deportierten Kindern geht La Mémoire des Enfants nach und bewegt sich dabei entlang der von Beate und Serge Klarsfeld erstellten Dokumentationen der einzelnen Schicksale. ZeitzeugInnen, HistorikerInnen und Beate und Serge Klarsfeld selbst kommen im Laufe des Films zu Wort. Es entsteht ein Raum, in dem die ausgelöscht Geglaubten der Erinnerung zurück gegeben werden, in ihren Fotografien, aber mehr noch durch ihre schriftlichen Zeugnisse. So sind etwa Briefe eines Buben an seinen Vater erhalten, in denen er knapp, jedoch detailliert schildert, wie er gemeinsam mit Mutter und Bruder im Lager Pithiviers inhaftiert wird; oder auch das Protokoll der Aussage einer Betreuerin im Lager Drancy, die den Zustand der tausenden, in Viehwägen transportierten, von den Eltern getrennten Kindern beschreibt. In den Bildern, in den Stimmen liegt Stille zu ermessen, wie es war, ist immer noch und immer wieder unmöglich. 2001 wurde der Österreicher Alois Brunner als letzter Nazi-Verbrecher in Frankreich zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Serge Klarsfeld, der selbst als Kind in Nizza Zeuge der Verschleppung seines Vaters wurde, sagt, wir haben es beendet. Aber Brunner ist bis heute unauffindbar
(Sylvia Szely)
La Mémoire des Enfants
2007
Österreich, Frankreich
74 min