Prof. Bernhards Eisenbahnfilm

Um 1995 fand ich m Keller eines alten Wiener Filmfachgeschäftes eine Dose mit zerschlissenem schwarz-weißen 16mm Filmstreifen. 1997 untersuchte ich das Material. Auf einem zerfallenen Zettel konnte ich die Wörter "Eisenbahnfilm", "Bernhard" und "9. August 1973" entziffern. Ich klebte die noch projizierbaren Filmstreifen in der Reihenfolge, wie ich sie vorfand, zusammen und sah dann einen Film über anscheinend aufgegebene Szenen eines Kulturfilmversuches mit einr Schifffahrt (Traunsee?), Personengruppen in Landschaften und der Stern+Hafferl Lokaleisenbahn. Die Wiederholungen der Szenen mit den beiden weiblichen Laiendarstellern, die zahlreiche Versuche, die Lokalbahn an einer bestimmten Stelle anhalten zu lassen, die vielen Zoom- und Schwenkversuche begeisterten mich in der absurden Poetik der angestrebten Kulturfilmarbeit. Daher entschloss ich mich, den anscheinenden Filmemacher Bernhard am Filmtitel den Professor zu verleihen . . . Da durch die erste Projektion weitere Beschädigungen an der Perforation des mürben Materials entstanden, musste ich den Film noch einmal durchfrisieren und zeichnete den zweiten Projektionsversuch zur Sicherheit mit einer Hi8 Videokamera auf, wobei ich übersah, dass die Videokamera mit einem Gelbfilter bestückt war, aber das war genau das richtige für den Eisenbahnfilm. Da ich bei der zweiten Reparatur des found-footage Materials einige Szenen durcheinander brachte, entstand eine leicht surreale Dramatik, die für den Film ideal ist, vor allem auch, da ich während der Videoaufzeichnung einige male irrtümlich durch das Filmbild gegangen bin . . . 2005 ließ ich von Bertram Hellermann-Fischer Film das Hi8 Video auf DigiBeta überspielen und als Einleitung montierte ich eine kurze Parkplatzschrankszene.

(Dietmar Brehm)