Lietuvos Bankas
In Lietuvos Bankas machen sich Elemente litauischer Geldnoten selbständig und erzählen eine kleine, jedoch durchaus dramatische Geschichte. Am Turm weht die Fahne - der Wind steht zu Beginn gut - das Flugzeug zieht los, zunächst in gemächlichem Tempo an verschiedenen Hintergründen vorbei, über Landschaften und Häuser in Vogelperspektive hinweg. Man wähnt sich auf einem beschaulichen Rundflug, ja ein wenig sogar auf einem sentimental journey durch Dörfer und Städte von Gestern - da kommt mit einem dem Flugzeug demonstrativ folgenden Auge oder auch mit Schriftbildern Ironie ins Spiel, die Andeutung einer Meta-Ebene. Alle Elemente befinden sich auf ein und derselben Stufe, sind Versatzstücke an der Oberfläche, die hin und her geschoben werden. Später spitzt sich etwas zu, die symphonische, beinahe romantische Musik aus Fragmenten von Werken Olivier Messians wird leiser, die Schnitte werden schneller, der Mund wird schmal, wir sehen hohe Wellen, der Leuchtturm strahlt nach allen Seiten - und schließlich stürzt das Flugzeug ab, purzelt in die Tiefen des Ornaments.
Lietuvos Bankas ist ein Film, der zunächst von seinem Ausgangsmaterial, jenen litauischen Geldnoten, vollkommen abstrahiert. Geld ist nicht nur Geld, Mittel zum Zweck, Symbol für den Tausch. Barbara Musil interessiert sich für die Bilder-, Formen- und Farbensprache der Banknoten, lässt sich auf ihre Zeichen ein. Sie nimmt die Grafiken wortwörtlich und verfremdet sie durch Maßstabsverschiebungen und surreale Kontextualisierungen. So wird Geld auf durchaus humorvolle Art aus der Unsichtbarkeit und Banalität seiner Alltagsexistenz herausgehoben und als grafischer, ornamentaler Gegenstand neu entdeckt und belebt. Aber mehr noch funktioniert Lietuvos Bankas darüber hinaus auch als Kommentar auf das Wesen von Geld: Das Kapital bleibt in Bewegung und zirkuliert, was auch immer kommen mag.
(Sylvia Szely)
Der Film würdigt den – durch den alltäglichen Gebrauchswert des Geldes selten beachteten – Wert von Banknoten als Bilder. Diese Kleingrafiken offenbaren in maximaler Vergrößerung diverse Geheimnisse und Geschichten. Sie beginnen sich im Laufe des Filmes von ihren gegenständlichen Motiven in Richtung Ornament zu distanzieren.
(Barbara Musil)
Lietuvos Bankas
2006
Österreich
2 min 30 sek