Ich bin ich

Zwillinge sehen gleich aus. Sie denken vielleicht manchmal gleich. Sie sind aber nicht einer, sie sind zwei.
In Ich bin Ich geht es unter anderem darum, dass man nicht die Summe seiner Eigenschaften ist. Dass man weder das ist, was ein anderer über einen sagt, noch die Beschreibung, die man von sich selber geben würde. Auch Foto und bewegtes Filmbild bleiben Repräsentation.
Das, was einen wirklich ausmacht, was einen den Unterschied zwischen sich und dem anderen spüren lässt, ist etwas Austauschbares. Es unterscheidet uns nicht von den anderen, im Gegenteil, es macht uns gleich. Das Bewusstsein, einer zu sein.
Wir alle haben versteckte Talente. Insgeheim glaubt man an seine große Aufgabe. Als Kind jedenfalls. Und später sagt man: „Das kann doch nicht alles gewesen sein.“
Wir alle sind einzigartig, wird uns gesagt. Manchmal zweifle ich daran, ich denke mir nur, wir alle sind einzeln. Wir alle sind einer. (Kathrin Resetarits)

In "Ich bin Ich" geht Kathrin Resetarits der Frage nach, was Individualität an sich bedeutet. Das Material ihres Films ist dabei als doppelte Spiegelung arrangiert: Zwei weibliche Zwillingspaare, die einen vielleicht sechs, die anderen zehn Jahre alt.
Die Kamera (Sandra Merseburger) fasst in der Regel beide Schwestern zugleich ins Bild, zeigt sie beim Singen und Blockflöte spielen. Die Jüngern beim Brot Kauen, die Älteren beim Joghurt Löffeln – und stellt diese Aufnahmen einander eingangs in einer fast strukturalistischen Versuchsanordnung gegenüber, Nahrung an Nahrung, Musik an Musik, wobei die in der Montage behauptete Synchronizität der kindlichen Tagesabläufe sich ebenso als Täuschung herausstellt, wie die Synchronizität innerhalb jeder einzelnen Einstellung.
Wenn Resetarits gegen Ende die Ballettschülerinnen Olga und Anastasia in gleichen Rollkragenpullis und Strumpfhosen den sterbenden Schwan tanzen lässt, bewegen sich vor der Kamera korrekt oder tapsig, ehrgeizig oder entspannt, ganz offensichtlich zwei verschiedene Persönlichkeiten. Und so entfernt sich auch der Film von seiner eingangs formal behaupteten Verdoppelungsthese, mäandert zunehmend und endet im Dunklen mit dem Satz: „Und das hier bin ich.“
(Maya McKechneay)

siehe auch: pr-blatt und plakat als pdf-download

Orig. Titel
Ich bin ich
Jahr
2006
Länder
Österreich, Deutschland
Länge
33 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Credits
Regie
Kathrin Resetarits
Kamera
Sandra Merseburger
Kameraassistenz
Jette Waldow, Helen Sabatzki
Ton
Uwe Pfizenmaier
Schnitt
Emily Artmann
Ton
Michael Lierka, Oliver Göbel, Thorsten Kohlhoff
Tonmischung
Alexander Koller
Produktion
Michael Kitzberger, Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion
Licht
Henry Notroff
Produzent*in
Markus Glaser, Nikolaus Geyrhalter, Wolfgang Widerhofer
Produktionsleitung
Holger Lochau, Zepp Berensmeier
Aufnahmeleitung
Chris Guse
Redaktion
Inge Classen
Regieassistenz
Valeska Grisebach, Elke Hauck
Mitwirkende/r
Kimberley Jeckl, Anastasia Lubeznova, Jill Jeckl, Olga Lubeznova
Verfügbare Formate
35 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,66
Tonformat
Dolby Stereo
Bildfrequenz
24 fps
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2006
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Linz - Crossing Europe Film Festival
Seoul - EXis (Experimental Film- & Videofestival)
Cork - Int. Film Festival
Uppsala - Int. Short Film Festival (Jury Special Award)
Firenze - Festival dei Popoli (bester ethnographischer / anthropologischer film.)
2007
Ghent - COURTisane Festival
San Diego Women's Film Festival
Aarhus - Festival of Festivals
2008
Glasgow Film Festival
Chisinau - Cronograf, Int. Documentary Film Festival