monroc
"Lost Destinations" nennt sich eine Website, die obskuren Reisezielen in den USA gewidmet ist. "Abandoned, unusual, wild and weird road trip photography and beyond" gibt es auf der Seite zu sehen, darunter auch die Abbildung einer stillgelegten Beton- und Baustofffabrik in Idaho Falls (der "Monroc Facility"), die Ausgangspunkt von Michaela Grills gleichnamiger Videoarbeit ist. Ein Standbild der malerischen Industrieruine zieht sich refrainartig durch die knapp halbstündige Komposition, deren Strophen drei autonom für sich stehende Abstraktionsstudien bilden. Die durchgehende Vertonung durch Martin Siewert unterstreicht den synästhetischen Charakter der Suite, etwa indem sie akustische Schattenwürfe einsetzt, wo das Videobild auf musikalischen Parametern wie Rhythmik, Timbre oder Tonalität aufbaut. Wird das Einzelbild in der wiederkehrenden Reprise in seinen Farb- und Helligkeitswerten moduliert, so proben die drei Einzelepisoden abstraktere Bildeigenschaften durch. Ausgehend von einem Fenster auf der Fassade des Betonwerks ist dies zunächst der Aspekt der räumlichen Tiefe, den monroc in einem sogartigen Zoom mit sich fortwährend überlagernden Fadenkreuzen zu fassen versucht. Der zusehends sich verdüsternde Musikfluss verstärkt die Tiefenwirkung. Die zweite Episode widmet sich dem Moment der Transparenz bzw. Opazität: Grautöne und Schwarzweißschichten verschwimmen wie durch mehrere Glasscheiben hindurch zu immer neuen amorphen Eintrübungen. Die dritte Ebene schließlich nimmt anhand eines unterteilten Fensters den Aspekt der Bildauflösung ins Visier: Die stark vergrößerten Pixel werden dabei projektionsfüllend zwischen beschleunigtem Flimmern and architektonischer Statik in Schwebe gehalten. Power-Akkorde stemmen sich dem endgültigen Bildzerfall entgegen. Am Ende findet monroc mit dem wiederkehrenden Still einen lyrischen, ja sanften Ausklang.
(Christian Höller)
Monroc (texte français)
Traduction: Françoise Guiguet
* Littéralement : impressions de balades en des lieux isolés, inhabituels, sauvages et étranges, ou au-delà
monroc
2005
Österreich
29 min