Abendmahl
Eine weiße Fläche dominiert die Leinwand, an den Seiten von schmalen, schwarzen Streifen begrenzt. Langsam schiebt sich von unten nach oben das Bild eines Obstkorbs über sie. Auf dieses klassische Motiv eines Stillebens folgt ein Homemovie aus den 60er Jahren: Ein Mann und eine Frau essen und trinken - ein Alltagsvorgang, dem hier jedoch nichts Natürliches anhaftet: Die Bewegungen sind verlangsamt, der düsterere Sound, der die Szenen begleitet, lässt eine nahende Bedrohung erahnen.
Nach und nach wird das Filmmaterial brüchig, es bekommt Kratzer, die sich wie Adern durch die Bilder ziehen, es verfärbt sich und löst sich schließlich auf. Mit der Dauer des Films steigert sich der Grad seiner Zerstörung. Bald sind die Kaffeekränzchen und Ausflüge der unbekannten Familie, die sie in den Homemovies für sich und ihre Nachkommen dokumentierte, nicht mehr als solche zu erkennen. Wie die Erinnerung an diese Ereignisse verblasst auch das Material, auf das sie gebannt wurden. Mit der eindeutigen Erkennbarkeit der Bilder geht auch deren Trivialität verloren. Durch die chemische Bearbeitung erhalten die Homemovies die Qualität von Gemälden, die Unmittelbarkeit ihrer alltäglichen Themen ist einer Bedrohung durch die Vergänglichkeit gewichen. Der Film beginnt zu stocken, die Bilder erinnern an Fresken oder abstrakte Malerei. Gegen Ende werden die erkennbaren Szenarios immer ernster, Kirche und Krankenhaus lassen an ein letztes Abendmahl denken. Immer wieder blitzen aus dem zerstörten Filmmaterial Gesichter hervor, als wollten sie sich der unaufhaltbaren Auslöschung widersetzen.
(Aki Beckmann)
"Abendmahl" - texte français
Peu à peu, le support filmique se dégrade, présente des rayures qui parcourent les images comme des veines, se décolore et finit par se désagréger.
Au fur et à mesure du film, son degré de destruction augmente. Bientôt, les goûters et les excursions que la famille inconnue a immortalisés pour elle-même et pour ses descendants dans ses home movies, ne sont plus identifiables comme tels. À l'instar du souvenir de ces moments, pâlit aussi le matériau auquel ils furent confiés. Avec l'évidente reconnaissabilité des images disparaît également leur trivialité. Le traitement chimique que subissent les home movies leur confère la qualité de tableaux peints, l'immédiateté de leur thèmes quotidiens fait place à la menace de l'éphémère. Le film se met à patiner, les images ressemblent à des fresques ou à des toiles abstraites. Vers la fin, les scénarios identifiables deviennent de plus en plus austères, l'église et l'hôpital faisant penser à une Cène. Par intermittence, le support filmique détérioré laisse apparaître des visages : on dirait que ceux-ci veulent s'opposer à l'anéantissement, lequel est devenu implacable. (Aki Beckmann)
Abendmahl
2005
Österreich
9 min 30 sek