v3/G.S.I.L.XXIX
Weißblaue grafische Elemente überqueren die schwarze Bildfläche vertikal in beide Richtungen. Die geometrischen Figuren hinterlassen bei ihren ausufernden Bewegungen sichtbare Spuren, die von den folgenden Partikeln wiederum überlagert werden. Im Verlauf des Videos verändern sich kontinuierlich die Seitenverhältnisse der sich überlagernden Objekte; diese werden zunehmend länger und spitzer, sodass z.B. die Dreiecke am Ende zu spitzen Nadeln transformiert sind. Überblendet werden diese Zeichnungen teilweise von weißen Längsstreifen, die eine rhythmische Ebene über die feingliedrige Animation legen. Das Video zeigt einen Zusammenschnitt der audiovisuellen Liveperformances von lia und der portugiesischen Elektronikband @c, wobei sowohl die Bild- als auch die Tonebene improvisiert wurden. Ebenso wie der visuelle Part ist auch die Musik größtenteils digital generiert. Zurückhaltende Rhythmuspatterns werden beständig dekonstruiert, sodass sie zunehmend nach Freejazz klingen.
Die Arbeitsmethode der Grafikprogrammiererin lia ist einzigartig. Sie programmierte für ihre Zwecke eine Art visuelles Instrument, das vielfältigen Einsatz erlaubt. Mehrere Faktoren bestimmen dabei das jeweilige Endresultat. Die von ihr zuvor entworfenen grafischen Elemente können sowohl direkt vom Sound angesteuert werden als auch zusätzlich von bestimmten Algorithmen manipuliert werden. Nicht zuletzt erlaubt die komplexe Anwendung auch den manuellen Zugriff über Keyboard und Mouse. In diesem Video gibt es einen permanenten bildlichen Enstehungs- und Auflösungsprozess mitzuerleben. v3/G.S.I.L. XXIX ist ein faszinierendes abstraktes Zeitbild, ein animiertes digitales Chronogramm.
(Norbert Pfaffenbichler)
In Lias v3/G.S.I.L. XXIX (2004), Teil einer fortwährenden Zusammenarbeit mit dem portugisischen Elektronik-Duo @c, ersteht auf der Basis simpler grafischer Grundelemente ein hochkomplexer, formexzessiver Kosmos. Unaufhörliche Selbstreplikation scheint hier die Formel zu lauten - ein mathematisch gesteuerter Prozess, aus dem ein pseudoorganisches Raumgefüge erwächst, das im Moment seiner Erschaffung gleich auch wieder erlischt.
(Christian Höller, In: Spike Art Quarterly 01, Oktober 2004)
v3/G.S.I.L.XXIX
2004
Österreich
9 min 40 sek