Das Gelb ohne Zebra
Das Gelb ohne Zebra strukturiert die Stadt als Wahrnehmungsraum. Eine Erzählerin im Off, die sich in urbanen Sphären bewegt, versucht diese beschreibend zu klären. Mitten in der Normalität der Stadt ist es jedoch unmöglich, Distanz zur Umgebung zu wahren. Im Video Das Gelb ohne Zebra verbindet sich eine strukturelle Analyse aktueller Urbanität mit subjektiven Transformationen, die das psychische Erleben wirksam werden lassen. Dinge werden ein- und ausgeblendet, Grauwerte, die in ihrer Vagheit keinen Halt bieten, rufen andere markante Farben hervor.
So wird die Übermacht der urbanen Organisation subjektiv perforiert. Doch noch im selben Augenblick diffundieren die Imaginationen in die reale Stadt, die ständig in Bewegung ist. Kaum bemerkbare, minimale Differenzierungen bewirken dennoch eine Irritation. In unregelmäßigen Rhythmen wiederholen sich die Bilder der nicht identifizierbaren Stadt entsprechend dem Verlauf der Beschreibung.
Die Beziehung von Bild, Ton und serieller Musik verstärkt die monotone Intensität, mit der diese unbestimmbaren Orte und Mittel des Transfers als Zonen postindustrieller Städte passieren. Nur wo die Stadt selbst verschwunden ist - wie in der statischen Abstraktion des U-Bahnplans - wird ein vermeintlicher Überblick möglich. Zeiten mischen sich in der Montage von selbst gedrehtem und vorgefundenem Material. Das Subjekt ist ähnlich unterwegs wie die Stadt, die immerzu in Bewegung ist.
Den Paradoxien der Stadt ließe sich nur ein Entwurf einer ideellen Stadt als Stadt ohne Stadt entgegenstellen. Ein Paradox folgt auf das andere - Intensitäten der Leere alternieren mit Intensitäten der Ekstase. Das Gelb ohne Zebra macht erlebbar, wie es ist, in der Stadt zu sein und zugleich auch ganz woanders.
(Nicola Hirner)
Ein gelungenes Wechselspiel der Hinterfragung des realen und idealen städtischen Raumes. Eine irritierende Städtestudie mit bewegenden Aufnahmen, die durch eine intensive Stimme aus dem erzählerischen Off die Stadt direkt anspricht und sie sozusagen herausfordert sich zu zeigen und zu offenbaren. Das Video erzeugt weiters eine herausragende Spannung zwischen dem Individuum und der Stadt als gefräßigem Lebensraum, der mehr nimmt als gibt. Im Film bleibt die Stadt als Ansprechpartnerin bis zuletzt ein magisches Rätsel von spröder Schönheit, aber auch von immer wiederkehrender Monotonie und Leere.
(Ute Katschthaler)
Das Gelb ohne Zebra
2004
Österreich, Deutschland, Schweiz
24 min