tucker
Ein Bild ist nicht leicht zu löschen. Man kann es spalten und dehnen, verwischen und vernebeln, umfärben und über andere legen. Es wird, am Ende, immer wieder ein Bild ergeben; ein weniger konkretes, weniger leicht lesbares vielleicht, aber immer noch: ein Bild. michaela schwentners tucker beginnt mit einer kurzen Nach-richt, einer Botschaft aus der Maschine: Ein elektronisch mani-pulierter schmaler Bildstreifen blitzt im Dunkel auf, begleitet von ein paar synthetischen Tönen. Das ist ein Signal, aber es weist in die falsche Richtung; um elektronische Abstraktion geht es in dieser Arbeit kaum.
Danach weitet sich das Bild, als hätte es erst freigegeben, entfesselt werden müssen. Es zeigt ein Gebäude, in die Unschärfe ent-rückt, anonyme Architektur in unbekannter Landschaft, in den Farben Grün und Weiß sowie ein wenig Blau und Schwarz. Der instrumentale Pop der Wiener Band Le Charmant Rouge gibt dem nervösen visuellen Arrangement eine durchaus entspannte Basis. Weiße Linien, streng horizontal und vertikal gesetzt, strukturieren die komplexen Bildmanipulationen, verleihen Klarheit, sogar Ordnung, wo auf den ersten Blick bloß Wildwuchs zu herrschen scheint.
Die Idee der Bewegung ist diesem vielschichtigen Musik-Kunst-Clip zentral: Die Illusion des unaufhörlichen Vorwärtsdrängens entsteht erst in der Montage, in der Zusammenfügung der Bilder, die an sich ganz unbewegt erscheinen. tucker ist ein der Abstraktion zugeneigtes Werk, das nur noch am Rande, gewissermaßen: diskret auf die äußere Welt verweist. tucker ist ein Zersetzungs- und Verwandlungsfilm, eine ungewöhnlich bildgewaltige, dabei seltsam zarte Arbeit, die von Blickverschiebungen und ästhetisierten Bildstörungen handelt. Gegen Ende hin setzt die Künstlerin einen jähen Bruch, einen kurzen Absturz ins Schwarz: Ein gelbes Farbfeld leuchtet links auf, rechts mischt sich ein sanftes Rot ins Weiß und Grün, während die Verhältnisse in alter Schönheit wiederhergestellt werden.
(Stefan Grissemann)
tucker (texte français)
Par la suite, l'image s'élargit comme s'il avait d'abord fallu la délivrer, la libérer de ses entraves. Elle montre un bâtiment, repoussé dans le flou, une architecture anonyme dans un paysage inconnu, en vert et blanc, avec un peu de bleu et de noir. La musique instrumentale pop du groupe viennois Le Charmant Rouge donne à cet arrangement visuel nerveux une base parfaitement sereine. Des lignes blanches, suivant un schéma horizontal et vertical strict, structurent les manipulations complexes subies par l'image, introduisent la clarté, voire l'ordre, là où semblait à première vue ne régner que la prolifération sauvage.
Ce clip musico-artistique différencié est centré entièrement sur l'idée de mouvement : ce n'est qu'au montage que naît l'illusion d'une irrésistible poussée en avant, dans l'assemblage d'images qui, en soi, paraissent parfaitement immobiles. tucker est une uvre qui penche vers l'abstraction et ne renvoie plus au monde extérieur que marginalement, on pourrait dire : discrètement. tucker est un film de la décomposition et de la métamorphose, une production d'une finesse étonnante compte tenu de la puissance des images, qui s'intéresse au décalage du regard et au brouillage esthétisant de l'image. Vers la fin, l'artiste met en uvre une rupture violente, une chute précipitée dans le noir : un champ de couleur jaune s'illumine à gauche, à droite un rouge atténué se mélange au blanc et au vert, tandis que l'image retrouve son aspect d'origine. (Stefan Grissemann)
Traduction: Françoise Guiguet
tucker
2004
Österreich
6 min