Sonnenland
Sommer auf dem Schafberg. Sonnenlicht und Kinder im Freien. Behinderte Kinder. Sonnenland, entstanden im Sommer 1998 während meines Zivildienstes bei den Kinderfreunden, ist mehr ein Film mit ihnen als ein Film über sie. Was im Rahmen der Interaktion zwischen Filmemacher (Kamera) und den Kindern spürbar wird, ist Befremden und Vertrautheit, Mißtrauen, ebenso wie Neugierde und Freude. Jenseits gewohnter Mitleidseffekte wird das Themenfeld ´Behinderung´ und die Frage nach ihrer - gesellschaftlich instrumentalisierten - Abbildung etabliert. Was Sonnenland zeigt, sind keine geschönten Bilder, sondern ungewohnte. Bilder, die Momente eines Sommers, Augenblicke im Leben von Kindern verhandeln. (Paul Divjak) Paul Divjaks Sonnenland ist ein Garten der Begegnung. Jede Einstellung dokumentiert eine Haltung, die ein behindertes Kind der Kamera gegenüber gerade einnimmt. Die Kamera ist ein unaufdringlicher Eindringling, der den Körpern folgt und einen Raum festlegt. Es sind jedoch die Kinder, die über Nähe und Distanz bestimmen: Sie kommen auf den Apparat zu, erforschen ihn, blinzeln ihm zu, reden auf ihn ein, um schliesslich auch nach ihm zu greifen. Das räumliche Verhältnis zeugt von einer sozialen Beziehung, die Blicke formen ein Feld der Kommunikation. Das Auge der Kameras lädt einerseits zum Dialog ein (einmal erscheint Divjak selbst im Bild) und veranstaltet andererseits auch ein kleines Schauspiel: Jedes Kind präsentiert sich in einer anderen Lage, sucht nach anderen Ausdrucksformen und vollführt andere Bewegungen. Das Anderssein der Kinder gerät durch die Intimität dieser Begegnungen, durch deren dialogische Form nie zur bloßen Abbildung, sondern wird vielmehr aktiv verhandelt: es gilt, sich erst ein Bild zu machen, ganz entspannt, im Schatten oder auf der Schaukel, nachmittags. (Dominik Kamalzadeh)
Sonnenland
1999
Österreich
16 min