Somewhere Else
Somewhere Else porträtiert vier junge Menschen im Alter zwischen 19 und 27 Jahren, die den Jugoslawien-Krieg in Sarajevo überlebt haben. Vier Monate nach Kriegsende erzählen sie von ihren Erlebnissen, von der Todesangst im Angesicht der Scharfschützen, vom Auflösen der Normalität in Momentaufnahmen, von ihrer verlorenen Jugend. Auf Spaziergängen durch die verwüstete Stadt, in Wohnungen, die zum Überlebensgehäuse geworden sind, in den wenigen verbliebenen Freizeittreffs sprechen sie von der Dringlichkeit, mit der sich Fragen nach Tod, Verlust und Zerstörung in ihr Leben eingenistet haben. Und von Träumen und Hoffnungen, von den kleinen Gedankenfluchtmöglichkeiten, die im Krieg zu einer lebensrettenden Instanz werden. Zudem reflektiert Somewhere Else die problematische Bedeutung der Medien-Chiffre "Sarajevo". Die Kameras von Fernsehteams, UNO-Beobachtern und Fotografen sind allgegenwärtig und zwingen die Bewohner/innen zur Verteidigung ihrer eigenen Erfahrungen und ihrer bloßen Existenz vor der sensationsgeilen, aber konfliktscheuen Stringenz der fernsehgerechten Häppchen. (Thomas Kramer, Diagonale-Katalog 1998)
"Somewhere Else" zu sein, das war der Wunsch vieler Menschen während des Krieges, in dem sie aber – so eine der jungen Frauen – "viel Spaß" hatten. Barbara Alberts Film verblüfft mit solchen Aussagen, die etwas von dem Ausnahmezustand erahnen lassen, der jenseits der Medienbilder zur Zeit der Belagerung herrschte. Eine "gute Party" im Keller, der Besuch eines Actionfilmes (dem anschließend die reale "Action" von Granateneinschlag und Heckenschützen folgte), auch das war das Leben in Sarajevo. Ein enttäuschter Van-Damme-Fan vermisst das Geschützfeuer, das zum Alltag gehörte. Albert ist gezwungen, ihre Rolle als "Bildermacherin" mitzureflektieren. (Andreas Ungerböck, Diagonale-Katalog 1998)
Somewhere Else
1997
Österreich
60 min