Türvierzehn - reading in absence
Eine leergeräumte Wohnung. Wer mag hier gelebt haben? Die Antwort darauf versuchen sechs Personen zu finden, deren Phantasien und Vorstellungen als Tonspur über den Aufnahmen der leeren Räume liegen.
(Ricarda Denzer)
“Wie entstehen Geschichten? - und wie kann man den Moment in dem sie entstehen festhalten?” – diese Überlegung ist der Ausgangspunkt der Künstlerin Ricarda Denzer für ihre audio-visuelle Produktion Tür 14 – reading in absence. Denzer lässt Personen aus ihrem Umfeld kommentierend eine leere leerstehende Wohnung durchwandern. Diese Wohnung ist wie der von allem inwendigen Fleisch befreite Panzer einer Krabbe eine leere Schale ein Gerüst eine Ruine ein Rest. Und während die Personen noch glauben über die anderen über diese fremde Welt zu sprechen und sie anhand ihrer minimalen Spuren zu rekonstruieren oder zu imaginieren Gedächtnisarbeit zu leisten sind sie bereits im Netz ihrer Sprache und Vorstellungen verfangen. Die Leere des Ortes triggert ein Lesen des abwesenden das zunehmend zu einem investieren und bedeutungproduzieren mutiert. die Tonspur verselbstständigt sich mehr und mehr etabliert Kontexte und verdeutlicht die Komplexität von viewing/reading Praktiken. Während sich die Videobilder kontemplativ und delirierend zugleich durch den “untoten” Raum bewegen ist verschoben dazu eine verbale Emergenz zu beobachten findet ein Anstürmen von fragmentierten Assoziationen statt: Projektion Intuition Fiktion überlagern sich in den Monologen der BetrachterInnen die sprechend zunehmend zu LeserInnen und AutorInnen ihrer selbst und ihrer eigenen Lebensframes werden.
(Judith Fischer)
Wie entstehen Geschichten?- Und wie kann man den Moment in dem sie entstehen festhalten?
Zum Beispiel kann man Personen aus dem eigenen Umfeld an einen Schauplatz wie in eine seit Jahren verlassene Wohnung bringen.
Die Wohnung ist noch so, wie sie von den Vormietern verlassen wurde. Hinterlassene Gegenstände, Spuren an den Wänden, Bilder, Einbauten und vieles mehr geben Hinweise auf die Menschen, die dort gelebt haben. Der Ort gibt zahlreiche Impulse zu verschiedenen Fiktionen.
Die befragten Personen werden zu ErzählerInnen einer Geschichte, die sich bald von ihrer eigenen nicht mehr trennen lässt. Ihr Leben, ihre Gewohnheiten, Vorlieben und Ängste werden in dem Moment beschrieben, in dem der/die ErzählerIn den Rundgang antritt.
Es wird in Abwesenheit gelesen.
Für die aktuellste Präsentation im Kunstbuero, Wien, wird die Arbeit "Türvierzehn-reading in absence" als Videoinstallation neu adaptiert.
Das atmosphärisch verdichtete Audiostück der Erzählungen ist ein eigenständiger Teil der Arbeit und wird durch das Sounddesign von Fatih Aydogdu akzentuiert.
Die kontemplativen Videobilder der verlassenen Wohnung initiiren aber auch die/den BetrachterIn zu eigenen Assoziationen und Geschichten.
(Pressetext)
Türvierzehn - reading in absence
2001
Österreich, Deutschland
13 min