Es hat mich sehr gefreut
Und der alte Kaiser sagte: "Danke, es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!" (Mara Mattuschka) In ES HAT MICH SEHR GEFREUT wird die berühmte kaiserliche Zitatphrase mit einem ironisch angelegten Masturbationssetting verkoppelt. In Mara Mattuschkas Filmen ist alles einem spielerischen Wandel unterworfen, Bewegungen und überraschenden Wendungen, die mit dem Erwartungshorizont des Publikums spielen, ohne es zu enttäuschen. In den hochgradig selbstreflexiven Entlarvungsprozessen wird die vereinbarte Wirklichkeit enttarnt und Optionen auf das Erschaffen neuer Bedeutungen aufgeworfen. Das immer und immer wieder zum Einsatz gebrachte Arsenal an Metamorphosen und Wandlungen macht auch vor dem Körper der Regisseurin nicht halt. Vielmehr rückt sie als ihr filmisches Alter Ego Mimi Minus die eigene Physis ganz ins Zentrum, hin bis zur exhibitionistischen Konsequenz ihrer gewitzten Attacken. Insbesondere das erotische Potenzial dieser sich ebenfalls permanent wandelnden Kunstfigur schöpft Mattuschka aus, wenn sie etwa in ES HAT MICH SEHR GEFREUT die berühmte kaiserliche Zitatphrase mit einem ironisch angelegten Masturbationssetting verkoppelt. Abseits von medialer Glätte oder leicht verdaulichem Inszenierungswahn wird der weibliche Körper bis zur Deformation befragt, verändert und geöffnet. In Mimi Minus verdichtet sich die schrille Unruhe von Mattuschkas Unternehmungen zu einer großartigen Kunstfigur, sie wird so auch als Instrument und bis zur Unheimlichkeit lebendigen Erweiterung der Ideen dahinter begreifbar. (Thomas Ballhausen)
Christa Blümlinger zu Es hat mich sehr gefreut von Mara Mattuschka
Obwohl sich die Schauspielerin/Filmemacherin/Malerin in einem kaum überbietbaren Maße in ihren Filmen exponiert, vermag sie immerzu durch ihren abgründigen Humor und zeitlich genau bestimmte visuelle oder akustische Kunstgriffe eine notwendige Distanz zum eigenen Exhibitionismus zu schaffen. In Es hat mich sehr gefreut entziehen Kamerasprünge in eine überbelichtete gleißende Berglandschaft die auf einer schwarzen Decke masturbierende Mimi Minus der Schaulust des Zusehers; die übergroßen schwarzen spiegelnden Brillen schützen ihre Augen vor der Blendung, aber ebenso auch vor den Blicken der anderen: Erst am Ende, nach dem über den Ton evozierten Höhepunkt der Lust - das schallende Lachen geht in ein wollüstiges Stöhnen über -, erscheint Mimi Minus wieder gut sichtbar nah vor der Kamera, um die Brille abzunehmen, ihr aufgelöstes Gesicht dem Zuseher entgegenzurichten und sich mit einem "Es hat mich sehr gefreut" aus dem Off zu verabschieden.
(Christa Blümlinger, Die Gesichter der Mara Mattuschka, in: Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute, Wien 1995)
Peter Tscherkassky zu Es hat mich sehr gefreut von Mara Mattuschka
(Peter Tscherkassky, Mimi Minus oder Die angewandte Chaosforschung, in: Peter Illetschko (Hrsg.), Gegenschuß, 16 Regisseure aus Österreich, Wien 1995)