Normalität (work in progress)
Der Widerstand gegen die politische Wende in Österreich 2000 wurde, selbst von angeblich Oppositionellen, wiederholt als hysterische Reaktion diffamiert: Es handle sich doch bloß um einen "normalen demokratischen Wechsel". Unterschlagen wurde damit, daß der Protest sich primär gegen die Regierungsbeteiligung einer Partei richtete, deren populistisches Programm auf die Mobilisierung autoritärer und menschenverachtender Ressentiments abzielt. Protestiert wurde (und wird) mithin gegen die nicht nur in Österreich voranschreitende "Integration des so beliebten Rassismus" (Steyerl) in den gesellschaftlichen und politischen Mainstream.
Was manche für normal erklären und was die Mehrheit als solches akzeptiert, bedeutet für andere mitunter konkrete Bedrohung. Normalität 1-10, eine Serie kurzer essayistischer Videos, verzeichnet alltägliche neofaschistische Gewalt als Instrument einer solchen "Normalisierung".
Sachlich aber insistierend berichtet Hito Steyerl detailreich von einer steigenden Zahl antisemitischer und rassistischer Anschläge im wiedervereinigten Deutschland und in Österreich - gegen Denk- und Grabmäler ebenso wie gegen Menschenleben. In nüchterner Bildsprache entwickelt sie eine Vielfalt filmischer Formen und Kommentierungsweisen, um dadurch Fragen nach den gesellschaftlichen Strukturen von solcher Gewalt und deren Darstellbarkeit aufzuwerfen.
Dabei bezieht Steyerl politisch eindeutig Position: Es gilt, die stille Akzeptanz zu durchbrechen, den opportunen rassistischen Konsens. Normalität zeigt aber auch, wie MigrantInnen - die es nicht zuletzt aufgrund von Europas Engagement im globalen Kapitalismus hierher verschlägt - selbst ihre Rechte einfordern und uns erinnern: "Your silence is encouraging fascism, telling the fascists that it´s okay what they are doing". (Thomas Korschil)
Normalität 1-10. work in progress
1999 - 2001
Österreich, Deutschland
23 min