Parasympathica
Der Sympathicus und Parasympathicus sind Teile des Nervensystems, die für die Ruhe- und Aktivphasen zuständig sind. Ohne einander können sie nicht sein, sonst käme es zu einer unglaublichen Erschöpfung. In einer spanischen Zeitschrift habe ich eine Liste von Eigenschaften gefunden, die die katholische Kirche positiv und negativ sieht. Die positiven sind mit zwei Ausnahmen die passiven Einstellungen. Faul und das Wort passiv sind negativ, arbeitsliebend und aktiv positiv, aber sonst ist immer das Passivum positiv. Curiosa z. B., die Neugier, ist für die Kirche negativ! Dabei ist Neugierde doch der Hunger des Gehirns, so wie die Sehnsucht der Hunger der Seele ist. Jedenfalls sieht man im Film diese zwei Pole, indem ich meinen Körper in zwei Hälften getrennt habe, schwarz und weiß bemalt, und darüber eine Krone trage als Zeichen für die Einheit, die man bildet, egal wie widersprüchlich man ist. Die Begriffsauflistung hört man im Ton und ich stelle sie mimetisch dar. Dazwischen sind Einzelbildaufnahmen, wo ich mich abwechselnd nach links und nach rechts drehe, was dann in der Projektion wieder zu verschmelzen scheint. Mit Trickaufnahmen lasse ich auch die Säfte von Sympathicus und Parasympathicus über den Körper fließen: Tränen, Schweiß, Ejakulat, Mösensäfte.
Die Schmetterlinge wiederum, über die der deutsche Text spricht, sind mein Sinnbild für die Symmetrie.
Ich bevorzuge keine der beiden Seiten, ich propagiere auch nicht die Faulheit. Ich glaube eher, wir arbeiten viel zu wenig, bzw. viel zu sehr am Unwesentlichen. (Mara Mattuschka, aus Peter Tscherkassky, Das Glitzern der Augen, Im Gespräch mit Mara Mattuschka, in: Peter Illetschko (Hrsg.), Gegenschuß, 16 Regisseure aus Österreich, Wien 1995)