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Die berauschende Dynamik der Videoarbeit entsteht im präzis komponierten Wechselspiel von Farb- und Formakzenten, die die Wahrnehmung dieses audiovisuellen Stückes sehr wesentlich strukturieren. Dem Vorgehen der elektro-akkustischen Soundkünstler radian ähnlich arbeitet michaela schwentner mit unterschiedlichen bildkünstlerischen Elementen, die sie miteinander spielen lässt, überlagert oder einander entgegensetzt. Vertikale und horizontale
Linien legen sich asymmetrisch angeordnet wie ein Raster über eine diffuse Wirklichkeit, die sich mit den Linien nach oben oder unten verschiebt, vorbei zieht, in den Hinter- oder Vordergrund rückt, sich auflöst und teilweise ganz verschwindet.
Die Sicht in die Tiefe des Raums wird immer wieder gestört, der Blick auf die wirkliche Welt bleibt unscharf und fragmentarisch. Das Grobkörnige und Schwarz-Weiße dieses flüchtigen Realen erinnert an fotografische Aufnahmen oder historisches Filmmaterial, das jedoch in diesem Tempo nie zur Gänze erfasst, nur subjektiv zusammengesetzt werden kann. Ein malerisches Moment bilden unterschiedlich große, orange Punkte und Quadrate, die minimalistisch eingesetzt mit musikalischen Interpunktionen korrespondieren. Dabei entsteht nicht nur einen farblicher Kontrapunkt zu den ansonsten kühlen Farbtönen der vorbeiziehenden Bilder, sondern auch einen räumlicher. Während die vielschichtigen Überlagerungen räumliche Tiefe suggerieren, bleiben die Punkte an der Oberfläche. Sie tauchen auf und verschwinden, um dann durchlässig zu werden und über die dahinter liegenden Bilder kreisförmige Farbfilter zu legen. Die Reise durch diese Bild- und Tonlandschaft vergeht wie im Flug. Sie steht nur scheinbar still, wenn die Musik höchst konzentriert ist. Sie steht tatsächlich still, wenn man am Schluss von Landschaftsbildern wieder sanft auf den Boden geholt wird. (Christa Benzer)