zijkfijergijok
Elektronische Teufelsaustreibung? Computerisierter Weltenbrand? Digitaler Totentanz? Die textuelle Referenzebene der Videoarbeit zijkfijergijok von reMI weist zunächst in Richtung religiöser Apokalyptik und anderer letzter Dinge. Ausschnitthaft eingesetzte Montagen aus einem alten Folianten vermutlich ein religiöses Lehr- bzw. Klagebuch liefern die Folie, die konsequent von brachial-
chaotischen Videoschraffuren überblendet wird. Alles auf Sekundenbruchteile reduziert und auf das Maß subliminaler Wahrnehmungslevels zergliedert bzw. zerschreddert.
reMI gehen damit einen Schritt über ihre bislang ausschließlich abstrakten Videografik-Crashtests hinaus. Was nun genauso wie die klassischen geometrischen Farbbalken und Videotestbilder für den großen Absturz oder vielmehr: den ungebremsten elektronischen Aufprall herhalten muss, sind
allerlei analoge Profanitäten: Abbildungen aus alten Lexika und Lehrbüchern (zu Themen wie Sonnen- und Mondfinsternis,
Aderlass, Exorzismus), Text- und Satzfragmente aus verwandten Zusammenhängen (Hier fängt die große Klage an, der freie Blick), oder scheinbar unzusammenhängende Infozeilen (incipit lamentatio, Solo Cello and Voice). Diese buchstäblichen Fetzen von althergebrachtem Welt-Wissen sind gerade gut bzw. aufgeladen genug, um sie der großen Pixeloffenbarung zuzuführen: abrupt und hart flackernde Grafikmuster, deren schneidend übersteuerter, mikro-prozessierter Scratch-Sound alles darunter und darüber Projizierte gnadenlos mit in den
digitalen Orkus reißt.
Am Ende von zijkfijergijok sind die Informationsspeicher unserer Tage (basierend auf Nullen, Einsen, Vektoren, Spannungsimpulsen etc.) ebenso unbarmherzig zu
Elektronikschrott zerrieben wie die ehrwürdigen Enzyklopädien vergangener Zeiten. Post-informationelle, post-referenzielle Intensität. (Christian Höller)