G.S.I.L.VI/almada
G.S.I.L.VI/almada ist ein etwa vierminütiges Aufgreifen von Motiven aus einer über einstündigen Live-Performance, die in Almada, Portugal zur Aufführung kam, und in diesem Sinn ein Beispiel für Reduktionismus: Rahmen und Formen, die sich überlagern, ständig in Bewegung befinden, sich aus sich selbst erneuern und ihrerseits von horizontalen und vertikalen Bewegungen durchlaufen werden. Insgesamt sieht es so aus, als wäre die Reduktion auf geometrische Grundformen (Rechteck, Kreisbogen, Linie) sowie auf computergenerierte Flächen, die beständig iteriert werden, der Absicht geschuldet, sich dem Thema "Zweidimensionalität" anzunehmen und dabei einen Grundmechanismus des bewegten Bildes außer Kraft zu setzen, der immer schon die Flächigkeit der Projektion zurückweisen muß, um dessen Magie - die Wiederauferstehung der dreidimensionalen Welt - ins Werk setzen zu können.
G.S.I.L.VI/almada läßt auf den ersten Blick eine gewisse Verwandtschaft mit den Experimenten der französischen Avantgarde (etwa mit Anemic Cinema von Duchamp/Ray) durchaus erkennen, allerdings wird man ebenso schnell die wesentlichen Unterschiede bemerken, die nicht nur in der generativen Rolle der Musik bestehen, sondern auch darin, daß das von der Bewegung verursachte Ineinanderfließen der Formen bei G.S.I.L.VI/almada durch ein entschiedenes Neben- und Übereinander derselben ersetzt ist. Die Iteration flächiger Figuren erzeugt nämlich ein dreidimensionales Gebilde, ohne zu verschleiern, daß es aus Zweidimensionalem besteht. Die Bewegung verschlingt hier die Figurationen nicht mehr im Strudel ihrer Linearität, sondern läßt diese miteinander und mit den Sounds auf der Tonspur korrespondieren.
(Vrääth Öhner)
G.S.I.L.VI/almada
2001
Österreich
4 min