Un peu beaucoup
Melanie ist gerade in das Alter gekommen, in dem sie zu feierlichen Anlässen ausnahmsweise ein Glas Wein mit ihren Eltern trinken darf und auch nicht mehr heimlich rauchen muss. Geheim hält sie allerdings, dass sie sich mit Georg trifft, dem großen Schwarm ihrer älteren Schwester, der nach längerer Abwesenheit plötzlich wieder im Ort aufgetaucht ist. Langsam kommen sich die beiden dabei näher, manchmal besucht sie Georg in der Nacht in ihrem Zimmer - fast so, als hätte sie es geträumt. Doch alles ändert sich als Melanie schwanger ist: Georg verschwindet so plötzlich, wie er gekommen ist, und lässt sie zurück mit einem Kind, zu dem sie keine Nähe empfindet.
Un peu beaucoup steht programmatisch für die Tonart des Filmes, in dem viel passiert, der die Geschichte des Mädchens jedoch leise und beinahe beiläufig erzählt: es wird wenig geredet, vielmehr investiert der Film in Blicke und Gesten, über die seine ProtagonistInnen kommunizieren - dabei beweist er viel Gespür für alltägliche Details.
Das "bisschen viel" des Titels charakterisiert aber auch Melanies Gefühlsleben, das durcheinander gerät, während sie die großen Veränderungen, die in ihr vorgehen, nicht an die Oberfläche dringen lässt. Was Melanie fühlt, äußert sich eher über Musik, sie selbst bleibt abwartend und still - sie scheint lieber auf das zu reagieren, was andere tun, anstatt Taten zu setzen. Bis auch ihr alles "ein bisschen zu viel" wird und sie ihre aufgestaute Wut und Enttäuschung zu einem drastischen Schritt veranlassen, der jedoch mit dem zurückhaltenden Tenor des Films nicht bricht.
(Aki Beckmann)
In einer völlig unprätentiösen und behutsamen Inszenierung erzählt Marie Kreutzer, unterstützt durch ihre ausdrucksstarke Hauptdarstellerin Pauline Reiner, die Geschichte eines jungen Mädchens, ihrer ersten großen und unglücklichen Liebe. Im Zentrum steht ihr Alltag, die Familie, die Routine in die, ganz leise, neue Gefühle und damit die Veränderung einbrechen. Anstatt sich in bedeutungsschwangeren Sätzen zu verlieren, bleibt Kreutzers Buch knapp, beinahe wortkarg und vermeidet die große Geste. Nicht die dramatischen Momente, sondern das kurz Davor und Danach sind ihr wichtig. Und auch das drastische Ende wird zum Glück ebenso ungekünstelt (nicht) inszeniert. Ein Film, der in seiner dramaturgischen und visuellen Klarheit einer der schönsten des Festivals war.
(Barbara Pichler, Diagonale Text 2003)
Un peu beaucoup
2003
Österreich
34 min