Mit Mir
Eine Frau auf einem Bett. Ausgestreckt neben ihr liegt ihr Double, dem sie sich langsam zuwendet, um es zu streicheln, zu küssen, zu lecken, bevor sich die beiden dann ruhig aneinander schmiegen und es wieder dunkel wird.
Eine schlichte Etüde. Ein einfaches Set-Up (mit doppeltem Boden): Die Frau ist die Filmemacherin selbst, die sich - nicht nur in dieser Arbeit - mittels Mehrfachbelichtung ihre geisterhaften Akteurinnen klont. Mit mir, ohne Ton und auf 16mm gedreht, erinnert nicht zuletzt wegen dieses "Ur-Spezialeffekts" ans frühe Kino und seine Phantome.
Das altmodische Interieur, die verblassten Farbtöne, die ruckeligen Bewegungen, die leicht überzogenen Gesten und die fast durchsichtigen Frauenkörper erzeugen eine etwas unheimliche und zugleich traumwandlerische Atmosphäre. Und das Doppelgänger-Motiv - eng mit der Erfahrung des Unheimlichen verbunden - läßt grüßen. Zugleich ist eine Abwesenheit in diese Bilder eingeschrieben. Die auf dem Filmstreifen im Zuge der Herstellung übereinander geschichteten Zeitebenen schimmern buchstäblich durch. Der Raum ist eine fixe Größe und deshalb doppelt präsent. Die Aktion, die sich in ihm ereignet, hinterläßt ihre flüchtigen Spuren, einem (Tag-)Traum gleich, in dem das Vertraute heimlich wiederkehrt.
(Isabella Reicher)
Mit Mir
2000
Österreich, Deutschland
3 min