Zentrale, 2. Version
Astralleiber beim Gruppensex: Dietmar Brehms Zentrale ist eine Meditation über die Grenzen des Körpers und über die Materialität der Haut. Das erste Bild zeigt eine nackte Glühbirne, deren Licht in einem dunklen Raum kaum zur Geltung kommt. Darauf folgt ein liegender Akt, hingebreitet wie in dem berühmten Bild Courbets über den Ursprung der Welt. Doch das Geschlecht bleibt unsichtbar, es liegt außerhalb der Blickfelder, die in Zentrale eröffnet werden. Selbst wenn die Männer und Frauen sich aneinander zu schaffen machen, mit Ruten den Anus reizen oder mit dem Mund den Phallus, läßt sich dies nur erahnen, oder voraussetzen. Die Haut bekommt in Zentrale die Qualität eines pulsierenden Weiß, das aus dem Dunkel hervorquillt, in das die Welt dieses Films getaucht ist. Je mehr Figuren zu sehen sind, desto possierlicher wird ihr Tun, sie machen sich aneinander zu schaffen wie molluskenhafte Wesen, die Geschlechtsorgane nicht länger tragen, sondern mit ihnen identisch sind. Sexualität wird zu einem symbiotischen Prozeß, dem nur noch die Negativität des Schwarz entgegensteht, das die Leiber manchmal zur Gänze zu überdecken scheinen, bevor es sich doch wieder durchsetzt. Die liegende Frau, die ihre Brüste liebkost, dann wieder ihre Arme ausbreitet, ist eines jener typischen Brehm-Leitmotive, die sich paradox zur "Geschichte" des Films verhalten. Die Genitalfixierung als die zentrale Idee jeder "Cum Shot"-Dramaturgie wird verfremdet zu einer Szenerie, in der die Lust mit der Reproduktion auf der Ebene des filmischen Materials wieder zusammenfällt: In Zentrale sind Zellteilungen des pornographischen Films zu beobachten.
(Bert Rebhandl)
Zentrale, 2. Version
2002
Österreich
9 min