Bomb!
Bomb! ist ein Film für Ungeduldige, allerdings für Ungeduldige mit Gedächtnis. Für Ungeduldige, weil der Plot, der Bomb! knapp vier Minuten lang antreibt, auch für
neunzig gut wäre; für Ungeduldige mit Gedächtnis, weil die Reduktion auf das Wesentliche – auf die Bombe, die im Koffer tickt, auf den Koffer, der ins Flugzeug gelangt – voraussetzt, daß man um jenes Unwesentliche weiß,
das hier eben ausgeschlossen, durch diesen Ausschluss allerdings wiederum eingeschlossen ist.
Was fehlt, wird auf diese Weise als Dekor entlarvt, als im Grunde überflüssiges Beiwerk, das die Konzentration auf jenen sehr einfachen Mechanismus der Spannungserzeugung behindert, auf dem Kino – im Sinne einer unterhaltsamen Kunst des bewegten Bildes – beruht.
Gegeben sei eine Ordnung sowie ein Element innerhalb dieser Ordnung, welches das Potential in sich trägt, die Ordnung zu bedrohen. Diese Konstellation reicht aus, um jene für den Modus des Bewegungsbildes typische Form von Spannung zu erzeugen, die Suspense heißt und die sich aus dem Grund genießen läßt, weil sie ein spezifisches Wissensgefälle ins Werk setzt: Die Zuschauer wissen in der Gegenwart um die Möglichkeit einer zukünftigen Katastrophe, aber nicht, ob diese Möglichkeit sich auch realisieren wird. Aus dieser Konstellation entsteht ein Zeitverhältnis, in dem jede noch so banale Handlung in der Gegenwart ungewöhnlich stark an Bedeutung gewinnt. Bomb! demonstriert, daß dieses Bedeutsame des gegenwärtigen Moments auch in gleichsam maschinelle Abläufe eindringt und ruft auf diese Weise in Erinnerung, dass die Kunst des bewegten Bildes – allen anthropozentrischen Einkleidungen zum Trotz – eine zutiefst mechanische ist. (Vrääth Öhner)
Bomb!
2002
Österreich
4 min