Hallowe´en
Wie setzt sich ein (Film)Bild zusammen? Kerstin Cmelka zerlegt zunächst die Ansicht auf ein in einem Hafen vertäutes Segelschiff. Mittels Masken werden jeweils aus der gleichen Perspektive drei vertikale Bildteile zu verschiedenen Zeitpunkten belichtet, der Filmstreifen dabei aber jedes Mal mit einer anderen Geschwindigkeit durch die Kamera geschickt. Projiziert erscheint demnach wieder so etwas wie ein "ganzes Objekt" auf der Leinwand, das allerdings mehrfachen Verzerrungen unterworfen ist. Nicht nur, dass das Schiff durch den Wellenschlag unregelmäßigen Schwankungen unterliegt, ist auch die Kamera selbst auf dem Steg einem beständigen leichten Schaukeln ausgesetzt.
Mit den variierenden Geschwindigkeiten in den einzelnen Bildteilen entsteht daraus eine konvulsivische, zwischen Zappeln und beinahe Stillstand oszillierende, ziehharmonika-ähnliche Bewegung. Das reale Objekt vor der Kameralinse entzieht sich somit seiner eigentlichen Wahrnehmung, was bleibt, ist ein zusammengesetztes Bild eines Objektes in verschiedenen (Bewegungs-) Zuständen, konzentriert auf die Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigkeiten dieser Momentaufnahmen. So scheint die Synthese der Aufnahme zunächst im Ton zu bestehen, einem beständigen Knarzen und Knarren der Taue und der Takelage des Schiffes. In den Momenten, in denen ein Teil des visuellen Triptychons im Schwarzbild ausgeblendet ist, verstummt allerdings auch der entsprechende akustische Anteil an der Geräuschkulisse und offenbart damit auch die Tonebene als ein konstruiertes Gebilde in strenger Synchronität zu den jeweiligen Bildteilen.
(Gerald Weber)
Aus Papier zurechtgeschnittene Masken wurden direkt vor dem Kameraobjektiv angebracht. So wurden nacheinander zu unterschiedlichen Tageszeiten einzelne Bildteile eines Bildausschnittes in verschiedenen Geschwindigkeiten aufgenommen. Der Film wurde nach jeder Belichtung in der Kamera zurückgespuhlt, der bereits belichtete Bildteil abgedeckt und ein anderer, davor abgedeckter, "aufgemacht". Bei Hallowe´en (das ist auch der Name des Segelschiffed, das man sieht) ist das Filmbild vertikel in drei Teile geteilt, die in Zeitlupe, Normalgeschwindigkeit (24 Bilder pro Sekunde) und Zeitraffer laufen, zusätzlich stand die auf einem Stativ angebrachte Kamera auf einem im Hafenbecken schwimmenden Steg, der sich leicht nach oben und unten bewegte. So wie also die Kamera durch ihren Standpunkt Schwankungen unterliegt, ist auch der gefilmte Gegenstand ständig bewegt. Der Ton wurde vor Ort aufgenommen. Nachträglich wurden so viele Tonebenen wie Bildteile angelegt, die "analog" zum Bild beschleunigt beziehungsweise verlangsamt und dann wieder übereinandergelegt wurden. Die jeweiligen Tonebenen setzen synchron aus, wenn der dazugehörige Bildteil schwarz wird.
(Kerstin Cmelka)
Hallowe´en
2003
Österreich, Deutschland
3 min