Huh Huh 1976-1978
Wie sich das eigene Filmmaterial im Lauf der Zeit in "fremdes" Footage verwandelt, davon handelt Huh Huh, eine Fragmentumfilmung, die Dietmar Brehm an seinen Home Movies aus den siebziger Jahren vorgenommen
hat. Die Linzer Wohnung als eine "Factory" nutzend, drehte er damals mit Freunden mehrere Komödien, deren Inhalt mit dem Untertitel von Huh Huh als "Projekt Haut Test" beschrieben wird. Inzwischen existieren davon nur mehr Spuren. Das Genre, das wohl schon in den ursprünglichen Filmen verfremdet worden war, wird auf seine Ursprünge im stummen Slapstick zurückgeführt: Männer balgen miteinander, eine Bettwurst wird zur Waffe, eine Frau wird gefesselt und in letzter Minute gerettet. Fragmente einer Geschichte sind erkennbar, verlieren sich aber in einem Aktionismus ohne Ton. In das Schweigen hinein stellt der Umfilmer Brehm die Fragen, die er sonst zumeist an gefundenes Material richtet: Was widerfährt den Körpern, wenn sie auf Film gebannt werden? Wann wird die Sehnsucht nach Ewigkeit nekrophil? Der offensichtliche Unernst, der das "Projekt
Haut Test" geprägt hat, ist juvenil. Die männlichen Selbstdarsteller agieren offensiv, einer inszeniert sich eher androgyn, ein anderer imponiert mit Haarpracht bei der Nabelschau. Es gibt psychoanalytische Gags, der Duschkopf ersetzt das Genital, das Wasser den Strahl, das Gewehr den Phallus. Das Fernsehgerät öffnet dieses private Szenario auf die äußere Welt, deren Inbegriff Hollywood ist, der Ursprungsort jenes anderen "fremden" Materials, gegen das Brehm vor vielen Jahren seine eigenen Filme setzen wollte. Mit Huh Huh integriert Brehm nun Fragmente seines Frühwerks in seine Lebensbeschäftigung: sich Film anzueignen durch Verfremdung.
(Bert Rebhandl)
Huh Huh 1976-78 (Artikel)
and edifying insight into the early Brehm (and also into the subculture of the 1970s). The years mentioned in the title refer to the period of gestation of the short films in the film. The significance of Huh Huh may remain a puzzle. According to Brehm himself, in the late 1970s he wanted to imitate Dreyer, Godard and Warhol. This desire led to six Super8 sound film comedies that however fell apart because of careless handling. Huh Huh comprises fragments from five of these six films. They are without sound. During filming, it´s likely that many Lou Reed and David Bowie records were played (you can see it in the characters), but the unusual archivist did not want to risk a battle for the rights.
(Gertjan Zuilhof)
Huh Huh 1976-1978
2003
Österreich
70 min