track 09
Ein beschwingtes Geometrie-Ballett, abstrakte Fassadenarchitekturen,
oder gar: das Computerspiel Tetris gone berserk? Die Assoziationen, die das Video track 09 weckt, bilden einen paradigmatischen Ausschnitt heutiger elektronischer Kultur ab. Kein wucherndes Bild-Morphing, kein Special Effects-Reigen, auch keine ungestümen Fantasy-Animationen. Was [n:ja]s Bildkompositionsstil auszeichnet, ist vielmehr der reduzierte Umgang mit abstrakt-geometrischen Parametern, die ein visuelles Pendant zur Knister-Elektronik der "bebilderten" Musik erschließen. Die Kombination mit dem elegant groovenden Stück schniebeln der Gruppe shabotinski ergibt so die Blaupause einer Sound-Bild-Matrix, deren eingebauter Variationsspielraum anhand rekursiver (digitaler) Kunstgriffe ausgelotet wird.
Wie in ihren früheren Videos perceptive faculty 2 und rewind
setzt [n:ja] in track 09 einfache Strukturvariationen ein. Auf einer
monochrom-orangen Fläche öffnet sich zunächst ein geometrisches
Raster von verformbaren Grauton-Fenstern. Achsendrehung, Zoom und ein darauf einsetzender Balken- und Pixeltanz leiten über zu einem
flimmernden, in weiterer Folge aber immer "geordneter" wirkenden
Diagonal- und Vertikalballett. Sozusagen selbstorganisiert werden die
unablässig modulierten Fenster immer neu in Stellung gebracht, bis
ein weiterer Zoom zum "Refrain" überleitet und eine
Strukturspiegelung der Gesamtmatrix stattfindet. Frühe
Computerspiel-Ästhetik trifft auf formverliebten Futurismus;
Retro-Sounds aus Saxofon und Theremin begleiten das Eintauchen in
gegenstandsentleerte Zukunftsfassaden.
(Christian Höller)
track 09
2000
Österreich
4 min