transistor
Der Videoclip als Strukturmodell: Michaela Schwentners Video zum Track transistor des Wiener Trios Radian versucht eine Art Rückwärts-Komposition - weg von einer Bebilderung der Musik, hin zu einer abstrakten Blaupause, die beiden Medien gleichermaßen zugrunde liegen könnte. transistor erschließt auf der Bildebene einen rhythmisch konzipierten Bauplan, dessen zeitlich zerfetzte Geometrie eine innige Affinität zur Musik aufweist. Sind herkömmliche Sound-Visualisierungen meist darauf angelegt, eine zusätzliche Sinnlichkeits- und Verstehensebene zu schaffen - Bilder ÜBER den Klang zu legen -, so hat die elektronische Produktionsweise mit ihren Bild-/Ton-Interfaces eine gänzlich andere Herangehensweise ermöglicht. Wie eine direkte Koppelung von Sound und Vision aussehen könnte, führt transistor exemplarisch vor: Zu kurzen, abgehackten Noise-Segmenten tauchen ebenso abrupt, wie in einem visuellen Stakkato, Fragmente geometrischer Rasterungen auf - leere Bildrahmen, Linien und Flächen in den Stärken light, semi-light, bold, extra-bold, etc. Grundelemente digitaler (grafischer) Verfahren also, deren eigene Wertigkeit und Qualität in transistor exponiert werden. Nicht bloß wird damit dem knarzend-eruptiven Sound eine visuell verfasste Matrix unterlegt, sondern auch das grundlegend Matrizenhafte, Rasternde in der digitalen Kultur als jenes Interface präsentiert, an dem sich Grafisches und Klangliches immer schon überlagert haben. Ging der strukturale Film traditionell davon aus, die sichtbare Welt auf ein geometrisch-konzeptuelles Gesamtbild reduzieren zu können, so re-kontextualisiert Schwentner solche Reduktionsverfahren wieder: Sichtbar wird eine Art dynamisches Strukturmodell einer genreübergreifenden elektronischen Kultur.(Christian Höller)
transistor
2000
Österreich
6 min