Parabol
Die Sinne erhalten keine Eindrücke von ihren eigenen Organen. Auf diese Leerstelle wird jede Reflexion, die sich mit der Funktionsweise der sinnlichen Vermögen beschäftigt, zurückgeworfen werden: Wie das Sehen sehen, das Hören hören etc.? 1668 hat Edme Mariotte es versucht und den "blinden Fleck" im Zentrum des Sehfeldes entdeckt, genau an der Stelle, wo der zentrale Sehnerv mit dem Auge verbunden ist. Was das Auge sehen macht (letztlich das Gehirn), sieht selbst nichts. Buchstäblich im Mittelpunkt von Parabol, nämlich genau in der Mitte der Bildfläche, sind Parabolspiegel zu sehen, landläufig auch als Satellitenschüsseln bekannt. Die holen, das ist oft gesagt worden, die Welt ins Wohnzimmer, wenigstens aber das, was an der Welt sichtbar gemacht werden kann (wofür es mehr braucht als Augen oder Kameras). Selbst bleiben diese Spiegel zumeist "unsichtbar", werden, als immer wiederkehrende Elemente der täglichen Wahrnehmung, aus dieser ausgeblendet. Es gäbe auch wenig zu entdecken an ihnen, würden sie nicht als formale Elemente plötzlich das Bildfeld strukturieren. Dann sieht man, was sie verdecken, dann geben sie eine Perspektive vor, die den Bildausschnitt und die Brennweite bestimmt (die Parabolspiegel erscheinen in der Bildmitte immer in derselben Größe), dann irrealisieren sie das Abbild des Wirklichen (Watzals Video besteht aus langsamen Überblendungen verschiedener Fotos) und führen dieses wieder auf ein Bild, auf ein Spiel der Flächen, Formen und Farben zurück. Spannend. (Vrääth Öhner)
Parabol
1999
Österreich
6 min