notdef./version one
notdef., das könnte für nicht taub stehen oder auch, wer weiß, für undefiniert. Eine perkussiv konturierte, leicht verschleppte Techno-Basslinie pocht monoton unter den Bildern, die sich, abstrakt und in konstanter Mutation, schnellen Definitionen tatsächlich nachhaltig verweigern. In notdef./version one wuchern, wenig mehr als drei Minuten lang, aus der Bildmitte virtuelle Objekte in die Fläche und den Raum hinein, nervös sich konstituierend und gleich wieder auseinanderfallend, einander gleißend hell überlagernd, ehe sie im Schwarz der Matrix wieder versinken.
notdef. setzt die Assoziationen absichtsvoll in Bewegung: An einen Überwachungsmonitor fühlt man sich erinnert, der einen undenkbaren Ernstfall aufzeichnet, oder an ein Echolot, das da in ungeahnte Tiefen reicht. Und das Synthetische paart sich mit dem Organischen: Digitale Verästelungen, künstliche Blitze wachsen einem in diesem Band unaufhörlich entgegen, in die Simulation einer Bildtiefe hinein, in der immer wieder, jeweils Sekundenbruchteile nur, auch Gegenständliches sichtbar wird unter all den Lichtlinien und stroboskopischen Störmanövern - die Silhouette einer Menschengestalt, später eine industrielle Landschaft, Spuren einer Außenwelt jedenfalls in der scheinbar so hermetisch abgeriegelten elektronischen Innenwelt. Das weiße Licht strahlt aus, es kreist und tanzt und brennt sich in die Netzhaut, unberechenbar und unaufhaltsam, ein visuelles Delirium: geometrischer Wildwuchs aus dem Innern der Maschine. (Stefan Grissemann)
notdef./version one
2000
Österreich
4 min